AllgemeinTierschutz

Tierschutz geht uns alle an – eine Pflegestelle stellt sich vor

Ich hatte letzte Wochen Kerstin Raum gegeben um hier die Arbeit eines Tierheimes, speziell des Tierheimes Heinzelwinkel vorzustellen.

Heute möchte ich euch im Zuge dessen einer Pflegestelle für Katzen die Möglichkeit geben sich vorzustellen und ein wenig aus ihrem Alltag berichten lassen.

Ich danke Alex ganz herzlich für ihre offenen Worte und haben meinen tiefsten Respekt vor der Arbeit die sie und viele anderen Pflegestellen unentgeltlich leisten.

Eine Pflegestelle stellt sich vor

TierschutzIch heiße Alex und bin 34 Jahre alt. Da ich aufgrund einer Borderlinestörung,Depressionen und Ptbs nicht arbeiten kann, war ich schon immer auf der Suche nach etwas sinnvollem. Ich hatte eine Katze, Mimi(damals etwa 1,5 J)für die ich eine Partnerin suchte.

Also bewarb ich mich bei verschiedenen Vereinen als Pflegestelle. Ende 2013 wurde ich von einem Verein, nach erfolgreicher Vorkontrolle gebeten eine arme, alte Katze auf zu nehmen. Das war Anni. Damals etwa 15 und total verstört.

Sie gewöhnte sich gut ein und wurde sehr zutraulich. Da es für sie keine Interessenten gab und sie auch schon älter war, beschlossen wir, sie bleibt hier und darf ihren Lebensabend bei uns verbringen.
Jetzt mit etwa 17 Jahren war dann aber ihre Zeit gekommen und wir mussten uns verabschieden.
Auch nach so relativ kurzer Zeit ist sie mir und besonders meinem ältesten Sohn sehr ans Herz gewachsen.
Nachdem ich Anni 2013 dann als Gnadenbrottier übernommen hatte, war der Verein nicht mehr erreichbar und ich bewarb mich bei weiteren Vereinen. Nach erfolgreicher VK kam schon bald Pflegi Trixie. Beschrieben wurde sie als hochaggressiv, scheu und nicht händelbar. Ich hab erstmal geschluckt. Aber deswegen einen Rückzieher machen? Nicht mit mir.
Sie kam also hier an. Wir hatten ganz schön zu an der Box zu schleppen. Denn 4 Jahre Einzelhaft in einem Zimmer mit reiner Trockenfutterfütterung, haben ihre Spuren hinterlassen.
Aber aggressiv? Nicht händelbar?
Nicht die Spur. Ängstlich, scheu ja.
Zum Teil auch mit Vorsicht zu genießen. Aber eine tolle Katze, die sich super mit meiner Mimi versteht und Trockenfutter gar nicht mag. Sie wird nicht mehr vermittelt und darf hier bleiben. Mimi hatte ihren „Deckel“.
Weitere Pflegis kamen und zogen wieder aus. Ich hatte meine Aufgabe gefunden.
Denn die Arbeit mit und für die Tiere füllt mich aus aber natürlich gibt’s nicht immer ein Happy End.

Freud‘ und Leid liegen oft sehr nahe beieinander

Pflegi Rocky z.B. wurde draußen eingefangen, unkastriert, nicht gechippt und offensichtlich krank.
Er wurde wie jeder Pflegi erstmal separiert.
Ich fing an ihn zu päppeln. Es ging ihm immer schlechter. Das Testergebnis war niederschmetternd. Leukose im Endstadium. Und das mit nicht mal einem Jahr. Ein paar Tage durfte er hier noch menschliche Fürsorge genießen. Bis er selbst zum fressen keine Kraft mehr hatte und erlöst werden musste. Aber er starb wenigstens nicht ohne Namen und nicht zu erleben was es heißt Zuneigung und Fürsorge zu erhalten.
Ja ich hab viel geweint um dieses Katerchen. Vor allem aus Wut auf Menschen, wegen denen Tiere so leiden und so jung sterben müssen.
Dann musste das Zimmer komplett geschrubbt und desinfiziert werden. Alles waschbare wurde gewaschen und das Zimmer wieder hergerichtet.

Tierschutz_03Pflegestelle sein heißt nämlich nicht nur mit Katzen kuscheln, füttern und spielen. Nein,drum herum ist noch mehr zu tun. Wäsche waschen, putzen, päppeln wenn nötig, Medikamente geben usw.
Das sollte jedem der eine Pflegestelle (PS) werden will, schon vorher klar sein.PS sein hat aber auch viele schöne Seiten.

Man kann den Tieren ein Zuhause auf Zeit bieten, schmusen, spielen usw. Die Tiere sind so dankbar für jede Kleinigkeit. Ein Leckerchen, einmal kraulen usw. und diese Tiere sind schon glücklicher.
Jede Miez hat ihren eigenen Charakter und jede Miez bringt ihre eigene Vergangenheit mit.
Dementsprechend vielfältig ist auch die Arbeit mit ihnen.
Während eine Miez z.B. gepäppelt werden muss, muss eine andere z.B. gezähmt werden. Eine andere muss wieder lernen, dass es auch gute Menschen gibt.

Die meisten Tiere(sofern sie gesund sind)können nach einer Quarantänezeit und Zusammenführung,mit mir und meinen Tieren den ganz normalen Alltag leben.
So kann ich die Pflegis gut kennen lernen und entsprechende Beschreibungen an den vermittelnden Verein weiter geben.
Die meisten Interessenten lerne ich persönlich kennen und kann beobachten, wie die Interessenten mit dem jeweiligen Pflegi, bzw. den Katzen hier umgehen. Meine Beobachtungen können dem Verein helfen die richtigen Menschen für den jeweiligen Pflegi zu finden.
Man sollte sich auch klar darüber sein, dass man auch gebissen und gekratzt werden kann. Vor allem im Umgang mit Wildlingen.
Ich hab im Moment zwei wilde Kitten(6 Wochen)und ihre Mutter hier. Es sind meine ersten Kitten überhaupt. Die Kitten sind süß anzusehen und zu beobachten, aber halt im Gegensatz zu zahmen Kitten fast nicht händelbar. Wenn so ein Kitten aufdreht, dann kommen einem die ach so leichten 600g schnell wie ein paar Kilos vor.
Sie fauchen, kratzen und beißen. Selbst Handschuhe bieten da nicht genug Schutz.
Es gibt auch oft genug Tage, an denen ich nur noch ins Bett falle ,oder mich viel aufrege, weil die Miezen mal wieder Blödsinn machen.
Aber wenn sie sich dann zu mir setzen/legen, anfangen zu schnurren und mich so dankbar anschauen, ist jeder Ärger usw. sofort verflogen.
Der schönste „Lohn“ für diese Arbeit, für mich ist die Dankbarkeit in den Augen der Tiere zu sehen, wenn ich hin und wieder Bilder von den neuen Besitzern bekomme .Aber auch, zu wissen, dass ein Pflegi nicht allein irgendwo draußen sterben musste und wenigstens ein paar Tage Liebe, Zuwendung und reichlich Futter bekam, ist etwas, was einfach wunderbar ist und Kraft spendet für die weitere Arbeit als PS.

Schlusswort der Taubertalperser

Zunächst mal vielen, vielen Dank an Alex für die offenen Worte.

Jedes Jahr suchen Tierheime und Tierschutzvereine händeringend nach Pflegestellen. Solltet ihr auch Lust haben Katzen einen Weg in ein neues tolles Leben zu ermöglichen wendet euch bitte an euren örtlichen Tierschutzverein oder Tierheim. Aber auch Gassigänger für Hunde werden desöfteren gesucht sowie generell ehrenamtliche Helfer. Solltet ihr Zeit und ein großes Herz besitzen – bitte meldet euch

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