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Das Sozialverhalten der Katzen

Immer und immer wieder lese ich in diversen Foren und Gruppen von Problemen bei der Vergesellschaftung zweier Katzen. Da wird dann meist versucht zwei Tiere zu vergesellschaften obwohl diese Konstellation schon im Vorfeld zum Scheitern verurteilt ist und sucht dann in den Foren und Gruppen um Hilfe.

Würde man allerdings die Individualität des Tieres und die soziale Stellung innerhalb einer Gruppe berücksichtigen könnte eine Vergesellschaftung schneller funktionieren als man träumen mag.

Hier habe ich für den einen oder anderen einen Beitrag, der vielleicht schon im Vorfeld hilfreich sein könnte oder dem einen oder anderen hilft seine Katzengruppe besser zu verstehen.

Das Sozialverhalten der Katzen

Das Sozialverhalten unserer Hauskatzen bringt manch unwissenden Katzenhalter regelmäßig zur Verzweiflung. Sei es weil sie sich wild prügelnd durch die Gegend jagen und im anderen Moment innig kuschelnd zusammeliegen oder weil sie eine andere Katze durch das geschlossene Fenster anknurren, sobald sie aber draußen auf sie treffen die besten Freunde sind.

Während Wildkatzen nur zur Paarungszeit bereit sind sich mit ihren Artgenossen “abzugeben”, haben Hauskatzen in den vielen Jahrtausenden der Domestikation gelernt, emotionale und soziale Bindungen einzugehen.

Befinden sich mehrere Katzen in einer Region, so kommt es eigentlich nur selten vor, dass ein Tier die absolute Machtstellung einnimmt. Für Begegnungen ist in der Regel individuell festgelegt, wer wem bei welcher Gelegenheit welche Vorrechte einzuräumen hat.

Viele sind froh, wenn sie in Gesellschaft mit einem Artgenossen leben können. Es gibt nur wenige Hauskatzen, die wirklich unverträglich und damit Einzelgänger sind und meist ist dies so durch Fehler in der Sozialisierungsphase entstanden. Sei es weil man sie zu früh von der Mutter getrennt hatte oder weil man ihnen im Kätzchenalter den vierbeinigen Spielkameraden verwehrte. Selbst im erwachsenen Alter kuscheln die Katzen beim Schlafen sehr gerne mit Artgenossen, da sie dies aus der Zeit als Nestjunges mit den Geschwistern kennt.Taubertalperser, Sozialverhalten Katzen, Katzenverhalten, Rangordnung, Mehrkatzenhaushalt

Bekommen mehrere zusammenlebende Katzen regelmäßig ausreichend Futter, dann besteht in der Regel kein Futterneid und die Katzen können selbstverständlich nebeneinander oder sogar aus einem Napf fressen. Nur ein Neuling hat es schwer – wehe, er wagt sich nur in die Nähe des Futters. Die “neue” Katze muss sich ihren Eintritt in die Gruppe „erkämpfen“ denn die neue Rangordnung muss unbedingt festgelegt werden. Je nachdem wie gut oder schlecht die Katzen bereits sozialisiert sind, kann es unter Umständen lange dauern, bis sie akzeptiert wird.

Wo dies noch nicht klar ist, wird es nach den bestehenden Kampfregeln, in weitgehend ritualisierten Kämpfen, ausgefochten. Bei Kater sehen die Machtkämpfe ziemlich gefährlich aus und es herrscht meistens eine starke Rauferei, während die Katzendamen ihre Rangordnung untereinander nicht so stark einhalten.


Die Rangordnung der weiblichen Katze

Taubertalperser, Sozialverhalten Katzen, Katzenverhalten, Rangordnung, MehrkatzenhaushaltSie basiert in erste Linie auf der Mutterrolle. Hat die Katze geworfen und muss sich um ihre Jungen kümmern, steigt der soziale Status automatisch an. Bei Kätzinnen kann die soziale Verbundenheit so weit gehen, dass sie sogar ihre Kinder gemeinsam großziehen. Katzendamen, die untereinander befreundet sind, teilen sich nicht nur ein Wurflager, wenn sie zur gleichen Zeit werfen. In manchen Fällen gehen sie soweit, dass sie die Babys der anderen säugen, wenn die Mutter unterwegs auf Jagd ist. Sie kümmern sich solange liebevoll und voller Verantwortung um den fremden Wurf, bis die Mama wieder zurückgekehrt.

Wird eine Katze nach einigen Würfen kastriert, rutscht sie im Rang jedoch rasch nach unten. Kätzinnen, die kastriert wurden, bevor sie zum ersten Mal geworfen hatten, haben keine Chance, jemals höher in den Rang einzusteigen.

Die Rangordnung der Kater

Die Hierarchie bei den Katern hingegen sieht schon ganz anders aus. Hier wird gekämpft und getobt, um die soziale Stellung festzulegen. In einem Revier sind die “großen und erwachsenen” Kater, die noch nicht kastriert sind meistens in einer Art und Weise miteinander verbündet, dass sie miteinander klarkommen. Sie sind “Freunde” und akzeptieren sich gegenseitig im Revier. Ein neuer Kater oder ein gerade erst geschlechtsreif gewordener Kater, der sich in die Gruppe integrieren will, hat es nicht leicht. Er muss sich seinen Weg in die “Männergruppe” erkämpfen. Stellt er sich geschickt an, gehört er zu ihnen und es kommt nicht mehr zu Machtkämpfen.

Fordern sich die Herren jedoch gegenseitig heraus um eine höhere Stellung einnehmen zu können, kommt es zu bösen Machtkämpfen, die jedoch nach ritualisierten Mustern ablaufen und viel schlimmer aussehen, als sie sind. Die Kater haben nicht wirklich vor, sich gegenseitig zu verletzen, sich Blessuren zuzufügen oder sonst wie zu schaden. In der Regel schlagen, beißen oder kratzen sie in die Körperregion, die gut von Fell und Fett geschützt ist, sodass nicht so viel passiert. Sollte es dennoch mal zu Verletzungen kommen, waren diese nicht ernsthaft beabsichtigt.

Reviermarkierung

Haben die Katzen und Kater ihr Revier erobert, wird es sofort als das Eigentum gekennzeichnet. Dies geschieht durch das verteilen von Duftmarken, indem sie Urin an markanten Stellen hinterlassen oder aber in Form von Kratzern, die an Bäumen oder Zäunen hinterlassen werden.

Jede Katze hat ihre bevorzugten Stellen zum Schlafen, Wachen oder Sonnen im Revier, welche von den anderen nicht genutzt werden dürfen. Außerhalb dieser Bereiche dürfen sich jedoch alle anderen akzeptierten Katzen aufhalten und ihre sozialen Kontakte pflegen. Dort könne sie gemeinsam spielen, jagen oder sich einfach zusammen in die Sonne legen.

Die Rangordnung von Hauskatzen

Taubertalperser, Sozialverhalten Katzen, Katzenverhalten, Rangordnung, MehrkatzenhaushaltDas Sozialverhalten von Katzen untereinander wird – in Haushalten mit mehreren Katzen – durch die Rangordnung der Tiere in der Gruppe bestimmt. Diese Rangordnung bildet sich z.B. durch Drohgebärden (Katzenbuckel) und Kampf, wobei letzterer nicht zwingend ein ernsthafter Kampf sein muss, sondern durchaus auch mit Tatzenhieb, Balgen, gegenseitigem Anfauchen etc. ausgetragen werden kann.

Die beim „Kampf“ unterlegene Katze erkennt die Überlegenheit des dominierenden Tieres an und ordnet sich ein. Überraschender Weise sind es auch hier oft die Weibchen, die in einer Gruppe von Katzen das „Sagen“ haben.

Die Wirkung der Rangordnung lässt sich beispielsweise bei der Auswahl bevorzugter Schlafplätze und der Reihenfolge des Fressens erkennen. Die Rangordnung ändert sich – mit den Umständen in der Katzengruppe, z.B. bei Mutterschaft einer Katze – von Zeit zu Zeit.

Bereits junge Katzen lernen spielerisch sich gegeneinander und gegenüber erwachsenen Mitkatzen zu behaupten.

Sozialverhalten gegenüber Menschen

Etwas anderes ist das Sozialverhalten gegenüber dem Menschen. Die Grundlage hierzu wird bereits in den ersten Lebenswochen einer Katze gelegt (Präge- oder Sozialisierungsphase). Katzen mit zahlreichen bzw. länger andauernden Kontakten zum Menschen sind diesem gegenüber weitaus aufgeschlossener und somit meist auch anschmiegsamer und schmusiger.

Viele Katzen zeigen gegenüber dem Menschen Verhaltensweisen, die aus ihrer Zeit als Jungkatzen herrühren. Sie kuscheln sich an und führen z.B. den typischen Milchtritt (treteln) aus. Auch das Lutschen an Kleidungszipfeln etc. kann oftmals beobachtet werden, dies kann auch bei gut sozialisierten Katzen ohne weiteres vorkommen und hat nichts mit einer zu frühen Trennung von der Mutter und Geschwistern zu tun.

Katzen, die bereits früh die verschiedenen Geräusche menschlicher Umgebung wie Türenschlagen, Haustürschelle, Staubsauger, lautes Reden, etc. kennengelernt haben, werden sich in ihrem künftigen Leben durch solche Geräusche kaum stören lassen. Katzen ohne diese Erfahrungen sind oftmals scheu und somit auch des Öfteren mal unter der besagten Couch zu finden.

Änderung der Rangordnung im Mehrkatzenhaushalt

Taubertalperser, Sozialverhalten Katzen, Katzenverhalten, Rangordnung, MehrkatzenhaushaltDie Rangordnung in einem Mehrkatzenhaushalt ist recht gut und schnell festgelegt, sofern der Mensch nicht in diese „Kämpfe“ eingreift. Auch wenn einem manchmal das Herz dabei stehen bleibt, solange nicht meterweit das Blut spritzt – ist alles in Ordnung. Katzen müssen das unter einander klären und machen dies auch, ein Eingreifen von außen verzögert nur diesen Prozess.

Auch ist diese Rangordnung nicht als „in Stein gemeißelt“ zu betrachten – es kommt eine neue Katze dazu – schon kann sich die Rangordnung komplett wieder ändern oder aber die „Clanchefin“ erkrankt, da übernimmt sofort ein anderes Mitglied der Katzengruppe ihre „Position“ und sobald diese „alte Chefin“ wieder genesen tritt das eingesprungene Mitglied meist wieder zurück.

Wir konnten dieses Phänomen sehr massiv miterleben als unsere Maxi noch lebte – sie war die unangefochtene „Herrscherin“ im Paradies. Leider war sie aber an FIV erkrankt und jedes Mal wenn sie einen „Krankheitsschub“ hatte, trat eine andere Katze an ihre Position – sobald aber Maxi wieder von ihrem Krankheitsschub erholt hatte reichte ein leichter Pfotenhieb um der anderen Katze zu verdeutlichen „Danke für deinen Job aber ich hab nun wieder die Zügel in der Hand“.

Ich hoffe ich konnte euch mit diesen wenigen Zeilen ein klein wenig das Sozialverhalten und die Rangordnung der Katzen untereinander ein wenig näher bringen.

Wer sich mehr und ein wenig intensiver damit auseinandersetzen möchte, dem empfehle ich eines der besten Bücher in dieser Hinsicht überhaupt. Geschrieben vom Katzenpapst Prof. Leyhausen Katzenseele: Wesen und Sozialverhalten und ein weiteres sehr, sehr gutes Buch das ich ungeingeschränkt empfehlen kann ist Die Welt aus Katzensicht


4 Gedanken zu „Das Sozialverhalten der Katzen

  • Pingback: Gewinnspiel, Pflanzen, Sozialverhalten, Dekobälle und kluge Katzen

  • Anja

    Meine Kater haben sich immer gut vertragen. Jetzt attackiert der kastrierte Kater 2 Jahre 10 Monate den anderen unkastrierten Kater 1 Jahr und 7 Monate. Der jüngere Kater markiert nicht und ist sehr lieb. Er provoziert nicht und ist jetzt total verängstigt. Den älteren Kater haben wir jetzt erst mal im Bad untergebracht wenn wir nicht zuhause sind. Was kann man noch tun?

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    • afrank

      Zunächst einmal würde ich den jüngeren umgehend kastrieren lassen auch wenn er nicht markiert. Trotzdem hat der arme Kerl immer einen Hormondruck. Und den anderen Kater würde ich mal beim Tierarzt ansehen lassen im speziellen sollte da das Augenmerk auf die Zähne und Kiefer gelegt werden.

      Antwort
  • KitKat

    Hallo, der Artikel ist zwar schon etwas älter, aber für mich gerade ganz aktuell. Ich hoffe, dass Sie noch auf Kommentare antworten, da ich für Tipps dankbar wäre.
    Ich habe Ende April eine seeeehr scheue und ängstliche junge Katze (geschätztes Alter: September 2020 geboren, also bald 1 Jahr alt) bei mir aufgenommen. Sie war wohl Ende 2020 irgendwo als Streunerin angekommen und wurde von den Findern dann an eine Familie weitergegeben. Daher ist leider über ihre Herkunft nichts wirklich bekannt. In der Familie ging es ihr leider gar nicht gut, da dort 3 Kinder im Grundschulalter lebten und sie jeden Tag durch die Hektik und Lautstärke in Angst gelebt hat. Daher hat diese Familie ein neues Zuhause für sie gesucht und so kam sie zu uns. Wir sind bisher kinderlos und ruhig und nahmen uns ihr an.
    Nun ist sie schon seit ca. 3,5 Monaten bei uns und hat in unseren Augen große Fortschritte gemacht. Berühren lässt sie sich zwar nicht, aber traut sich immer mehr zu und wir lassen ihr alle Zeit der Welt, soweit es geht. Nur mussten wir sie zur Kastration und Impfung schon mehrmals zum Tierarzt bringen, was für uns alle nicht stressfrei ablief, da sie sich ja nicht einfach in den Korb setzen lässt.
    Der letzte TA-Besuch ist jetzt aber schon fast einen Monat her und seitdem haben wir erst mal Ruhe. Nach Rücksprache mit der TIerärztin haben wir uns dann entschlossen, noch eine weiter Katze aufzunehmen, damit die ängstliche Katze eine Gefährtin hat – unabhängig davon, ob sie jemals auch ihre Scheu vor uns ablegt oder nicht.
    So kam die zweite Katze zu uns, deren Besitzer wegen Umzug ein neues Heim für sie gesucht haben. Sie ist schon 2,5 Jahre alt, ebenfalls kastriert und wurde uns als sehr aufgeschlossen gegenüber anderen Katzen und eher vorwitzig in der Kontaktaufnahme beschrieben. Leider musste sie nach ihren 2,5 Jahren bei der Familie nicht nur die Menschen aufgeben, sondern wohl auch ihre Katzengefährtin, mit der sie ihr Leben dort verbracht hatte.
    Nun hat sie zu uns Menschen direkt einen überraschend großen Bezug und ist sehr verschmust und anhänglich. Allerdings was das Vertragen der Katzen untereinander angeht: deshalb schreibe ich hier einen solchen Roman und hoffe auf Tipps. Wir haben unheimlich viele, sehr gegensätzliche Meinungen zur Vergesellschaftung gelesen. Und sind deshalb sehr verunsichert wie wir es nun am besten angehen sollten. Aktuell (die 2. Katze ist jetzt ca. 2,5 Wochen bei uns) haben wir jetzt seit gestern mal die Tür zwischen Wohnzimmer und Küche+Esszimmer offen, sodass die Katzen nach ihrem eigenen Gefühl aufeinander zugehen oder voneinander Abstand halten können.
    Überraschend für uns war, dass die „Angstkatze“ sehr hartnäckig in der Kontaktaufnahme ist, während die als vorwitzig beschriebene neue Katze immer nur faucht und knurrt, wenn die Kleine auf sie zukommt. Ab und zu jagen sie sich und immer wieder wird ein Hieb ausgetauscht. Leider hat die ältere, neue Katze – die eigentlich stubenrein ist- angefangen, fast nach jeder Begegnung mit der anderen Katze irgendwo zu markieren.
    Worüber wir nun verunsichert sind ist, ob wir sie nun weiter so aufeinander treffen lassen sollten oder doch zu einem Türgitter etc. übergehen sollten.
    Ich bin wirklich froh über eine Rückmeldung, da ich das Beste für die beiden Katzen möchte. Danke!

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