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Wohnungskatzen vs. Freigängerkatzen

Ich glaube es gibt nicht viele Themen, die in Bezug auf Katzenhaltung so kontrovers diskutiert wird wie dieses Thema.

Warnung: Dieser Beitrag kann Bilder enthalten die nicht besonders schön sind und für den einen oder anderen schockierend sind. Wer hier etwas sensibel ist, sollte sich diesen Beitrag nicht zu Gemüte führen.

Balkongefluester2012_06Wohnungskatzen vs. Freigängerkatzen

Auf der einen Seite hat man natürlich die Befürworter für Freigänger-Katzen, die alles andere als nicht artgerecht ansehen und auf der anderen Seite Katzenliebhaber, die aus verschiedenen Gründen ihren Katzen keinen Freigang gewähren wollen oder auch können.

Sehr gerne wird von den Befürwortern das Argument in den Raum geworfen, dass es nicht artgerecht sei Katzen den Freigang zu verwehren und dass dies unter Tierquälerei fallen würde. Das sind dann diese Momente, ich gestehe es ganz offen, wo ich hörbar nach Luft schnappe.

Jemanden der seine Katzen aus unterschiedlichen Gründen den Freigang verwehrt Tierquälerei vorzuwerfen ist so ziemlich das Letzte.

Aber sehen wir uns mal die Argumente der Freigänger Katzenhalter an

Pro:
  • Pflegen ihre Sozialkontakte draußen
  • können draußen fremde Gerüche entdecken
  • Können draußen ihrem natürlichen Jagdtrieb nachgehen
  • Sie sind es von Geburt an gewöhnt (speziell Bauernhofkatzen)

Dem gegenüber stehen die Argumente der Freigangs-Gegner mit nachfolgenden

Kontra:
  • Verletzungsrisiko durch Kämpfe mit anderen Tieren = enorm
  • Tötungsrisiko durch Autos, andere Tiere, Menschen =  enorm
  • Vergiftung durch verschiedene Gifte (Köderboxen) =  örtliche Rattenbekämpfungsaktionen beachten!!
  • Parasiten wie Zecken / Flöhe / Würmer =  möglich aber nicht wirklich als Argument zu betrachten da sehr leicht behandelbar
  • Abwanderung  = möglich, besonders wenn es „nette“ Leute gibt, die die arme Katze mit Leckerchen vollstopfen damit sie nicht vom Fleisch fällt –> sehr hoch
  • Fressen bei anderen Katzenfreunden Dinge, die sie ev. nicht fressen sollten (Allergiekatze usw.) = sehr hohe Wahrscheinlichkeit
  • Sie stören in der Brut- und Setzzeit nicht = sehr fatal in Naturschutzgebieten mit seltenen Bodenbrütern und dort dürfen sie auch von Jäger geschossen werden (Achtung aktuelles Jagdgesetz beachten!)

Tote_Katze_03Ich muss gestehen, ich kann an dieses Thema nicht ganz emotionslos herangehen, da ich fast täglich mit den Argumenten der Freigangs-Gegner konfrontiert werde.

Fast täglich sehe ich eine tote Katze am Straßenrand liegen und wenn es mal keine Katze ist, dann sehe ich andere Tiere wie Dachs, Fuchs, Rehe oder Hasen.

Nicht zu sehen sind die schwerverletzten Tiere, die vom Auto angefahren wurden sich aber noch unter die nächste Hecke etc. zum Sterben zurückgezogen haben. Wenn sie Glück haben geht es schnell, wenn nicht dauert ihr Leiden mitunter Tage.

Im übrigen, nicht nur das „Auto“ oder ein „Jäger“ sind natürliche Feinde unserer Katzen, manchmal sind sie es auch selber weil sie in enorme Kämpfe mit unkastrierten Artgenossen gerieten oder weil sie vorwitzig waren sich mit einem heimischen Raubtier wie Marder, Fuchs oder Dachs anzulegen. Und gerade Dachse können ganz schön bösartig werden wenn es um ihren Nachwuchs geht und Dachse pflanzen sich das ganze Jahr über fort.

tote_katze
Tote wenige Wochen alte Katze

Ich lese viel in diversen Foren und Facebookgruppen – kaum eine Woche vergeht wo sich nicht ein Katzenhalter beschwert, dass seine Katze beim Nachbarn frisst und/oder teilweise sogar reingelockt wird zum fressen und dort Futter erhält, das man daheim nie füttern würde.

Bei Katzen mit einer Futtermittelunverträglichkeit kann dies ganz fatale Auswirkungen haben und meist nutzt auch das nette freundliche Gespräch mit dem „Fütterer“ nichts.

Auch das Argument der Befürworter „aber sie hatten wenigstens ein glückliches Leben“ ist relativ ausgelutscht – wenn ich lese wie Halter von Freigängerkatzen sich sorgen um ihre Tiere weil sie nicht pünktlich heimkamen – wie Tage und teilweise Wochen vergehen zwischen Hoffen und Bangen – das Tier dann erschöpft, abgemagert und verletzt heimkommt – das soll glücklich machen? Ehrlich?

Sorry spätestens da sollte einem bewusst werden – hier sollte und muss man aktiv werden und handeln.

Freigänger zu einer Wohnungskatze machen?

Indy_BalkonSelbstverständlich kann man nicht einfach Freigängerkatzen zu Wohnungskatzen machen, was bei der einen Katze total unproblematisch funktioniert kann im anderen Falle zu wahren Terror führen.

Hier gibt es ein paar Möglichkeiten um für den Zwei- als auch Vierbeiner Lösungen und Möglichkeiten zu finden.

Das allerwichtigste zuerst: Eure Katze braucht einen Spielgefährten in Form einer zweiten Katze. Wir Menschen sind zwar nett und toll für Katzen können einen Partner mit dem man toben, raufen, spielen oder auch sich gegenseitig putzen kann nicht ersetzen.

  • Eine der besten Möglichkeiten ist sicherlich ein Katzenaußengehege – je nach Platzangebot gibt es da unterschiedliche Variationen und Möglichkeiten. Wer handwerklich begabt ist kann sich selber einen bauen, wer eher zu der Kategorie „zwei linke Hände“ gehört kann auf diverse Anbieter zurückgreifen um sich den Traum eines Außengeheges zu erfüllen.
  • Aber nicht ein jeder hat ein entsprechendes Grundstück und auch die finanziellen Möglichkeiten um hier entsprechend aktiv zu werde und da bietet sich die kleinere Variante, die die eines Balkons der für die Bedürfnisse und Vorlieben der Katzen adaptiert wurde an.Ein gutes Katzenschutznetz (vorzugsweise drahtverstärkt), Kratzbäume, Katzenhöhlen für den Außenbereich im Sommer selbst angebautes Gras und ein Kitty-Lake für heiße Sommertage ist nicht nur einfach zu bewerkstelligen sondern bietet den Katzen vielfach Unterhaltung und Spaß. Bitte unbedingt zuvor mit dem Vermieter Rücksprache halten, nicht alle mögen es wenn hier Bohrungen vorgenommen werden oder ein Katzennetz hängt.
  • Eine weitere Möglichkeit, die man nicht ganz außen vor lassen sollte ist sicherlich der geschützte sichere Freigang mit Leine.Vielfach belächelt aber doch immer mehr greifen Katzenhalter zu Halsband und Leine um mit ihrer Katze „Gassi“ zu gehen um ihrer Katze die Möglichkeit eines „Freigangs“ zu gewähren. Hier sollte man aber zu einem Brustgeschirr greifen – nur Halsband und Leine ist für die Katze im Falle einer Panik nicht nur gefährlich, die Gefahr, dass sie sich aus dem Halsband rauswindet ist enorm und eine Katze in Panik fängt man nicht so leicht ein.

Aber man kann auch seiner Katze Spaß und Freude bieten wenn man keine der vorgenannten Möglichkeiten bieten kann.

Das wichtigste, das wirklich unabdingbar ist, eure Katze braucht einen Spielgefährten. Alleine zu spielen und toben ist einfach doof.

Kletterwände und Catwalks, Kuschelhöhlen und Kratzbäume machen eure Wohnung für eure Katzen zum Erlebnisspielplatz.

Hier seht ihr das wunderbare Freigehege von Kerstin Gedack, die auch mit viel Herzblut sich der Savannah-Zucht verschrieben hat.

Viele Katzenhalter aus Facebook haben mir freundlicherweise Fotos zur Verfügung gestellt um vielleicht den einen oder anderen Inspiration zu liefern wie er seinen Katzen eine entsprechende Alternative zu Freigang bieten kann.