Zeit für ein Buch: Geschundene Gefährten: Über Irrwege in der Rassezucht und unsere Verantwortung für Hund und Katze von Dr. Achim Gruber
Dr. Achim Gruber ist mir als Autor bereits bekannt. Vor einiger Zeit habe ich euch hier in meinem Blog das Buch „Kuscheltierdrama“ vorgestellt und ich war von dem Buch begeistert.
So begeistert, dass ich es recht zügig gelesen hatte. Humorvoll aber doch teilweise erschütternd war dieses Buch und hat mich doch zum Nachdenken gebracht. Ein Buch, dass ich nach wie vor euch ans Herz legen möchte, falls ihr es noch nicht gelesen haben solltet.
Aber so war es wohl kaum erstaunlich, dass ich mir sein Nachfolgewerk „Geschundene Gefährten“ ebenso gekauft habe.
Ein paar Daten zu dem Buch
Herausgeber: Droemer HC; 2. Edition (2. Oktober 2023)
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
ISBN-10: 3426279088
ISBN-13: 978-3426279083
Abmessungen: 15 x 2.7 x 21.8 cm
UNSPSC-Code: 55101500 (Gedruckte Publikationen)
Über den Author Prof. Dr. Achim Gruber
Prof. Dr. Achim Gruber ist ein renommierter Tierpathologe und Bestseller-Autor. Er lehrt und forscht an der Freien Universität Berlin und hat sich durch seine Arbeit und Publikationen einen Namen gemacht. Gruber ist bekannt für seine klaren und oft unbequemen Aussagen zum Thema Tierwohl und Tierethik. Mit seinem Buch “Geschundene Gefährten” setzt er sich erneut für die Rechte und das Wohl von Haustieren ein und fordert ein Ende der qualvollen Zuchtpraktiken.
Gruber hat in seiner Karriere zahlreiche wissenschaftliche Artikel und Bücher veröffentlicht und ist ein gefragter Experte in den Medien. Seine Arbeit hat maßgeblich dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Probleme der Rassezucht zu schärfen und eine öffentliche Diskussion über das Thema anzustoßen. Mit “Geschundene Gefährten” liefert er einen wichtigen Beitrag zur Debatte über Tierethik und Tierschutz und zeigt auf, wie eine verantwortungsvolle und ethisch vertretbare Zuchtpraxis aussehen könnte.
Über das Buch Geschundene Gefährten
“Geschundene Gefährten” von Dr. Achim Gruber ist ein aufrüttelndes und tiefgründiges Sachbuch, das sich mit den ethischen und gesundheitlichen Problemen der Rassezucht bei Haustieren, insbesondere Hunden und Katzen, auseinandersetzt wobei hier der Schwerpunkt definitiv bei der Hundezucht liegt aber wir Katzenhalter brauchen uns da gar nicht erst freisprechen von den Themen.
Dr. Gruber, ein renommierter Tierpathologe, beleuchtet die oft grausamen Konsequenzen der Zucht reiner Rassen und fordert ein Umdenken in der Zuchtpraxis, um das Wohl der Tiere in den Vordergrund zu stellen.
Inhalt und Struktur
Das Buch ist in mehrere Kapitel unterteilt, die jeweils verschiedene Aspekte der Rassezucht und deren Auswirkungen auf die Tiere behandeln. Dr. Gruber beginnt mit einer historischen Einführung in die Rassezucht und zeigt auf, wie der Mensch über Jahrtausende hinweg die Anatomie und das Verhalten von Hunden und Katzen nach seinen Bedürfnissen geformt hat. Diese Einführung ist nicht nur informativ, sondern auch erschreckend, da sie die lange Geschichte der Manipulation und Ausbeutung von Tieren durch den Menschen offenlegt.
Die gesundheitlichen Folgen der Rassezucht
Ein zentraler Punkt des Buches ist die detaillierte Darstellung der gesundheitlichen Probleme, die durch die Rassezucht verursacht werden. Dr. Gruber beschreibt, wie bestimmte Zuchtziele, wie etwa eine besonders kurze Schnauze oder ein muskulöser Körperbau, zu schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen können. Diese reichen von Atemproblemen und orthopädischen Erkrankungen bis hin zu lebensverkürzenden Krebserkrankungen und belastenden Sinnesstörungen.
Besonders eindrucksvoll sind die Fallbeispiele, die Dr. Gruber aus seiner eigenen Praxis als Tierpathologe schildert. Diese Geschichten von Tieren, die unter den Folgen der Zucht leiden, sind emotional bewegend und machen die abstrakten Probleme der Rassezucht greifbar. Sie zeigen, dass hinter jeder statistischen Zahl ein leidendes Lebewesen steht.
Ethische Überlegungen und Verantwortung des Menschen
Neben den gesundheitlichen Aspekten legt Dr. Gruber großen Wert auf die ethischen Fragen, die mit der Rassezucht verbunden sind. Er argumentiert, dass die Zuchtpraxis oft auf einem veralteten und unethischen Verständnis von Tierwohl basiert. Viele Züchter und Halter sehen Tiere als Objekte, die nach Belieben geformt und verändert werden können, ohne Rücksicht auf deren Wohlbefinden.
Dr. Gruber fordert ein Umdenken in der Gesellschaft und plädiert für eine Zuchtpraxis, die das Wohl der Tiere in den Mittelpunkt stellt. Er betont, dass jeder Tierhalter und Käufer eine Verantwortung trägt und dass es notwendig ist, ethische Maßstäbe in der Zucht zu etablieren. Dies bedeutet, dass Tiere nicht mehr nach ästhetischen oder leistungsbezogenen Kriterien gezüchtet werden sollten, sondern nach Kriterien, die ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden fördern.
Gesellschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Buches ist die Diskussion der gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen der Rassezucht. Dr. Gruber zeigt auf, dass es in vielen Ländern, einschließlich Deutschland, bereits gesetzliche Regelungen gibt, die das Wohl der Tiere schützen sollen. Er kritisiert jedoch, dass diese Regelungen oft nicht ausreichend sind und dass es an einer konsequenten Umsetzung mangelt.
Er lobt die jüngsten Änderungen in der Tierschutz-Hundeverordnung, die unter anderem ein Ausstellungsverbot für krank und defekt gezüchtete Hunde sowie eine Gassi-Pflicht und das Verbot schmerzhafter Erziehungsmethoden beinhalten. Diese Änderungen sind ein Schritt in die richtige Richtung, aber Dr. Gruber betont, dass noch viel mehr getan werden muss, um das Leid der Tiere zu verringern.
Hoffnung und Auswege
Trotz der vielen negativen Aspekte, die in “Geschundene Gefährten” behandelt werden, endet das Buch auf einer hoffnungsvollen Note. Dr. Gruber zeigt verschiedene Wege auf, wie die Zuchtpraxis verbessert und das Wohl der Tiere gefördert werden kann. Er betont, dass es möglich ist, gesunde und glückliche Tiere zu züchten, wenn man bereit ist, alte Denkmuster zu hinterfragen und neue, ethischere Ansätze zu verfolgen.
Er ermutigt Züchter, Halter und die Gesellschaft insgesamt, Verantwortung zu übernehmen und aktiv zum Wohl der Tiere beizutragen. Dies kann durch bewusste Kaufentscheidungen, die Unterstützung von Tierschutzorganisationen und die Förderung von Aufklärung und Bildung geschehen.
Fazit zu Geschundene Gefährten
Dieses Buch ist echt schwere Kost und nicht einfach zu lesen.
Nicht weil es schlecht geschrieben wäre oder so komplex, dass man hier manches nicht versteht. Ganz im Gegenteil, dieses Buch rüttelt auf, schockiert und macht einen teilweise richtig sprachlos. Und ja, man versteht „leider“ jedes Wort nur zu gut.
“Geschundene Gefährten” von Dr. Achim Gruber ist ein unheimlich wichtiges und notwendiges Buch, das die dunklen Seiten der Rassezucht egal um welche Tierart es geht, beleuchtet und gleichzeitig Hoffnung auf Veränderung gibt. Und versprochen es gibt sehr viele dunkle Seiten.
Es ist ein Weckruf an alle, die Tiere lieben und sich für ihr Wohl einsetzen wollen. Dr. Gruber zeigt eindrucksvoll, dass es an der Zeit ist, unser Verhältnis zu Haustieren zu überdenken und Verantwortung für ihr Wohl zu übernehmen.
Das Buch ist nicht nur für Tierhalter und Züchter von Interesse, sondern für alle, die sich für Tierschutz und Ethik interessieren.
Es regt zum Nachdenken an und bietet gleichzeitig konkrete Handlungsempfehlungen, wie jeder Einzelne zum Wohl der Tiere beitragen kann.
Dr. Grubers klare und eindringliche Sprache macht das Buch zu einer fesselnden und aufrüttelnden Lektüre, die lange nachhallt.
Was mir auch sehr gut gefallen hat war das hier nicht jemand mit sprichwörtlichen „erhobenen Zeigefinger“ schreibt was bei vielen Menschen sofort eine kindliche Trotzreaktion auslöst, sondern mit sehr klaren und verständlichen Worten, ohne dass sie einem negativ aufstoßen.
Ich lese gerne und wenn mich ein Buch fesselt, dann lese ich es auch innerhalb kürzester Zeit fertig.
Persönliche Meinung
Bei diesem Buch brauchte ich lange, nicht weil es schlecht geschrieben wurde – ganz im Gegenteil – man sitzt danach schon so da und denkt sich
„Was zum Teufel ist, eigentlich mit uns los?“
Wobei ich einiges auch selbst erlebt habe, mein Versuch den Perserkatzen wieder Näschen zu geben wurde Großteils spöttisch belächelt und ernst genommen wurde ich von vielen Züchtern wirklich nicht.
Ganz im Gegenteil.
Okay war mir wumpe aber das Ergebnis, was mit einer wundervollen, liebenswerten Rasse passiert ist, sieht man ja – auf Ausstellungen werden kaum noch Perserkatzen gezeigt, weil sie unter „Qualzucht“ fallen bzw. gibt es ein Ausstellungsverbot (wie in Österreich z.B.).
Und ja, hier hat man in den letzten Jahrzehnten eine traumhaft schöne Rasse im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode gezüchtet.
Und die nächsten „kaputten“ Rassen stehen bereits in den Startlöchern. Größer, schwerer, breiter so könnte man meinen …… die Natur hat sich in vielen Fällen schon was dabei gedacht …. und nein, man muss ihr nicht permanent „ins Handwerk pfuschen“.
Ich will jetzt gar nicht erst mit Mops & Co. bei den Hunden anfangen. Selbst bei den Dackeln ist das Drama schon am Laufen und Schäferhunde, wirklich schöne prachtvolle Hunde – eigentlich – verkommen zu absolut verkrüppelten Tieren.
Und das ist bei der Reptilienzucht nicht besser, nur hier sieht man das „Leiden“ nicht gar so offensichtlich.
Bezugsquellen
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