Warum du dein Kätzchen besser aus dem Tierheim holst – Verantwortung statt Mitleid
Jedes Jahr das gleiche Spiel: „Ich suche ein Kätzchen!“
Kaum beginnt der Frühling, tauchen in Foren und sozialen Netzwerken wieder die typischen Anfragen auf: „Ich suche ein Kätzchen, habt ihr eines abzugeben?“ Und jedes Mal verweise ich diese Menschen auf Tierheime – oder auf seriöse Züchter. Denn dort beginnt verantwortungsvolle Katzenhaltung.
Woher soll mein Kätzchen kommen?
Warum empfehle ich Tierheime und nicht die Katzenhalter, die ihre Kitten im Internet wie Sonderangebote anpreisen? Ganz einfach: Die meisten sind keine Züchter, sondern sogenannte „Hinterhofvermehrer“. Menschen, die aus Unwissenheit oder Profitgier ihre Katzen Nachwuchs bekommen lassen – ohne Rücksicht auf Gesundheit, Genetik oder Verantwortung.
Was verantwortungsvolle Zucht wirklich bedeutet
Vor einer Verpaarung sollten beide Elterntiere gründlich untersucht werden. Und damit meine ich nicht nur Abtasten und Abhören. Es braucht:
- Großes Blutbild inkl. Blutgruppenbestimmung
- Scheiden- und Penisabstrich
- Tests auf Chlamydien und andere Infektionen
Allein das Blutbild kostet über 100 Euro – wer das weiß, kann sich ausrechnen, wie teuer eine seriöse Vorbereitung wirklich ist.
Trächtigkeit und Geburt: kein Spaziergang
Während der Trächtigkeit braucht die Katze hochwertiges, proteinhaltiges Futter. Nach der Geburt muss man sicherstellen, dass die Kitten gut zunehmen – notfalls mit Aufzuchtmilch. Kommt es zu Komplikationen, sind schnell 800 Euro für einen Kaiserschnitt oder Sondenernährung fällig.

Bauernhofkatzen – ein berechtigter Einwand?
Ja, Bauernhofkatzen bekommen ihre Babys oft ohne Hilfe. Aber: Niemand weiß, wie viele Kitten wirklich geboren wurden – oder überlebt haben. Katzen können bereits zwei Wochen nach der Geburt wieder gedeckt werden. Ein verlorener Wurf fällt da kaum auf.
Warum Tierheim statt Hinterhof?
Auch wenn es auf den ersten Blick teurer erscheint: Ein Tierheimkitten ist geimpft, entwurmt, parasitenfrei und wird erst ab dem richtigen Zeitpunkt abgegeben. Manche Tierheime bieten sogar Kastrationsgutscheine oder vergünstigte Kastrationen an. Die Schutzgebühr hilft dem Tierheim, weitere Tiere zu versorgen – und wenn du etwas mehr zahlst, freut sich niemand mehr als das Tierheim selbst.
Die Ausreden der Hobbyvermehrer
Die Liste ist lang:
„Die Katze ist mir schwanger zugelaufen.“
„Ein fremder Kater hat alle drei Damen gedeckt.“
„Ich wollte meiner Katze mal Mutterfreuden gönnen.“
Diese Katzen werden weder vor noch nach der Geburt tierärztlich versorgt. Hochwertiges Futter? Fehlanzeige. Impfungen? Meist nicht vorhanden. Und oft werden die Kitten sogar vor der 8. Woche abgegeben.
Warum frühe Abgabe ein Problem ist
Ja, Kitten sind mit 4–6 Wochen stubenrein und fressen selbstständig. Aber: Die Erziehung durch die Mutter ist da noch lange nicht abgeschlossen. Sozialverhalten, Grenzen, Spielregeln – all das lernen sie im Zusammenspiel mit Mutter und Geschwistern. Eine frühe Trennung kann langfristige Verhaltensprobleme verursachen.
Warum die Kitten so früh abgegeben werden
Ganz ehrlich? Weil sie ab der 6. Woche lebhaft und anstrengend werden. Vorhänge werden zur Kletterwand, Möbel zur Spielwiese. Und das ist Arbeit – die viele nicht leisten wollen. Wer sagt, er will das Kitten erst mit 12 Wochen, bekommt oft zu hören: „Dann ist es schon weg.“
Das Geschäft mit dem Katzenbaby
90–250 Euro verlangen solche Leute für ihre Kitten – ohne jegliche Investition. Ein Wurf kann bis zu 800 Euro einbringen. Und das Spiel wiederholt sich: Frühjahr, Herbst, immer wieder. Die Katze ist da, die Nachfrage auch. Leidtragende sind Muttertier und Kitten.
Mitleid ist ein schlechter Berater
Bitte lasst euch nicht von Mitleid leiten. Vielleicht rettet ihr ein Kitten – aber was ist mit den nächsten Würfen? Die Spirale dreht sich weiter, solange es Abnehmer gibt. Nur wenn niemand mehr kauft, hört das auf.

Erbkrankheiten – die unsichtbare Gefahr
Besonders bei Mischlingen wie Perser- oder Maine-Coon-Mix ist Vorsicht geboten. Beide Rassen tragen Erbkrankheiten:
- Perser: PKD (Polyzystische Nierenerkrankung)
- Maine Coon: HCM (Hypertrophe Kardiomyopathie)
Nur seriöse Züchter testen ihre Tiere und nehmen erkrankte aus der Zucht. Lieschen Müller aus dem Hinterhof? Die interessiert das nicht.
Mein Appell an alle Katzenfreunde
Ich weiß, viele werden weiterhin aus Mitleid oder Unwissenheit Kitten aus fragwürdiger Haltung holen. Aber vielleicht denkt der eine oder andere um. Vielleicht kommt auch ein Hobbyvermehrer zur Besinnung.
Denn: Katzenzucht bedeutet Verantwortung – auch gegenüber ungeborenem Leben.
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Liebe Andrea,
ich lese sehr gerne auf Ihrer Webseite. Die ist großartig!
Heute möchte ich freundlich anfragen, ob Sie den Katzenfuttertest von Animonda Carny (aus 2015) vielleicht mal erneuern könnten? Oder treffen die Aussagen auch auf das aktuelle Feuchtfutter noch zu? Die Dosen sehen (optisch zumindest) heute anders aus.
Herzlichen Dank!
Mit freundlichen (Katzen-)Grüßen
Tanja mit Kater Sammy
Ist über kurz oder lang mal angedacht so wie ich alle „älteren“ Katzenfuttertests überarbeite :-)