Wie die Katzen erschaffen wurden
Der liebe Gott hatte die Tiere erschaffen, alle Tiere oder jedenfalls fast alle.
Endlich war auch der Mensch auf die Welt gekommen und schon trug er die Nase hoch und nannte sich die Krone der Schöpfung. Der liebe Gott war ziemlich zufrieden mit seiner Arbeit aber doch nicht restlos.
Er hatte noch einige feine, seidenweiche Fellproben und große Augen, schöner und funkelnder als die wunderbarsten Juwelen der ganzen Welt, außerdem einige zarte Pfötchen mit kleineren Krallen und winzigen rosa Kissen, rosiger und zarter als das Innere erlesener Muscheln.
Eine stolze unabhängige Seele
Endlich erinnerte sich der liebe Gott, dass er auch noch eine stolze und unabhängige Seele beiseitegelegt hatte, für die er bisher keinen angemessenen Körper gefunden hatte. Da er mit seiner Schöpfung sozusagen fertig war, hatte er es auch nicht mehr eilig.
Deshalb formte er mit viel Liebe und Sorgfalt einen kleinen Körper, der zwar zerbrechlich aussah aber mit unvergleichlicher Anmut und Geschmeidigkeit versehen wurde. In diesen Körper legte nun der liebe Gott die Seele.
Darauf öffnete das neue Geschöpf seine großen schönen Augen und lies eine seltsame kleine Musik ertönen; voll Tiefe und Geheimnis, um so den lieben Gott für seinen letzten und vollkommensten Erfolg zu ehren.
Der liebe Gott, der den Hochmut zwar verabscheut, die Eitelkeit aber manchmal duldet (wenn sie gerechtfertigt ist) schimpfte mit der Katze wegen ihres scheinbaren mangels an Bescheidenheit nicht. Im Gegenteil, er sagte ihr Dinge, die ihre Selbstachtung nur noch steigern konnte.
„Höre mir gut zu“, sprach der liebe Gott zur Katze, „der Mensch glaubt, er sei der Herr aller Dinge“, „Lassen wir ihm diesen Glauben. Es ist zu spät ihn umzuformen, aber ich verbiete dir, dich ihm zu unterwerfen, wie es die anderen Haustiere tun wie z.B. Hunde und Pferde.
Lass es auf keinen Fall zu, dass er sich zu deinem Herrn erhebt. Allenfalls kannst du ihm erlauben dein Freund zu werden, aber nur wenn er dir etwas bedeutet. Dir steht es nicht zu für ihn zu arbeiten. Der Mensch muss sich daran gewöhnen, dich als Luxusgeschöpf anzuerkennen, sozusagen als Kunstwerk“.
Zeige deine Unabhängigkeit
„Wenn er dich ruft, so gehorche nur, wenn er es tut um dir Nahrung zu geben oder anzubieten.
Lass keine Gelegenheit vorübergehen ihm deine Unabhängigkeit zu zeigen. Trotzdem bediene dich der Diplomatie.
Der Mensch ist ein großes Kind. Es ist besser ihm hin und wieder ein wenig zu schmeicheln. Tust du es nicht, läufst du Gefahr, dass er deiner überdrüssig wird und dich schlecht behandelt. Schnurre, wenn er dich streichelt!
Nimmt er sich aber heraus dich ohne deine ausdrückliche Erlaubnis in seine Arme zu nehmen, so rate ich dir zu schmollen, dich in eine Ecke zurückzuziehen und Toilette zu machen. Mit einem Wort, führe den Menschen an der Nase herum ohne es ihm allzu sehr fühlen zu lassen“.
„Sei ein Tyrann – aber auf Samtpfötchen“
Ich hoffe, Du hast mich wiedererkannt, mein Mensch und wünsche Dir ein kräftiges aber auch zärtliches MIAU!