Nachhaltigkeit: Der leichtfertige Umgang mit Ressourcen – Taubertalperser
Nachhaltigkeit ist ein Thema das aktueller ist als je zuvor.
Wir kennen alle die mit Plastikmüll verseuchten Meere, wir kennen Bilder von Schildkröten gefangen mit ihren Panzer in Plastiknetzen oder aber auch Kinder in diversen Dritte Welt Länder die in Wasser baden und um sie herum schwimmt unzähliger Plastikmüll.
Wir versuchen Plastik zu vermeiden sei es das wir bei unserem Einkauf bewusst auf Plastiktüten verzichten oder auch die allseits beliebten Plastikstrohhalme durch andere Alternativen ersetzen.
Heute widme ich mich einem Thema, das mich persönlich sehr entsetzt hat als ich bei einen Bloggerevent war und das mir fast zu einer Herzensangelegenheit wurde seit ich die überaus liebenswerte 3fache Mutter und Vorstand von foodsharing e.v. Günes Seyfarth kennen lernte.
Groß geworden im Überfluss
Machen wir uns nichts vor, wir sind alle im Überfluss groß geworden. Keiner von uns kennt noch die langen Schlangen vorm Lebensmittelladen, kaum einer von uns weiß noch wie einheimisches Wintergemüse wie Schwarzwurzel etc. schmeckt aber wen verwundert es.
Wenn ich aktuell bei uns in den Supermarkt reingehe finde ich alles was das Herz begehrt im Überfluss – frische Erdbeeren oder Himbeeren im November? Kein Problem, Import sei Dank wird uns frisches Obst aus Spanien oder anderen südlichen Ländern geliefert.
Lust auf eine selbstgemachte frische Spargelcremesuppe im Dezember? Kein Thema im Supermarkt nebenan gibt es die zu kaufen.
Wir spielen mit Bitcoins und anderen virtuellen Zahlungsmitte, die mittlerweile den einen Stromverbrauch eines mittleren Landes aufweisen und für was? Für ein virtuelles Zahlungsmittel mit dem wir uns weder Brot noch Butter kaufen können.
Strom sparen? Ernsthaft? Warum, wenn wir ihn doch wegen so einen Quatsch im wahrsten Sinne des Wortes verschwenden…..
Wir wünschen uns Lebensmittel und Produkte aus Palmöl für die riesige Flächen natürlich gewachsener Urwald gerodet werden muss, damit noch mehr von diesem ach so tollen Öl gewonnen werden kann?
Wir nehmen da schweigend und auch billigend in Kauf, dass damit ein massives Artensterben einher geht und nein, nicht nur Tiere sondern auch seltene Pflanzen fallen diesem Raubbau zum Opfer und warum?
Damit die Regale in den Supermärkten voll sind, denn wer will schon ein leeres Regal sehen beim Einkaufen. Nein wir wollen eine große Auswahl, preiswert und mehr als reichhaltig vorhanden.
Wir verschwenden Ressourcen die nicht mehr wiederkommen werden ….
Die vergessene Ressource – Lebensmittel
Einer der oft vergessenen Ressourcen sind die Lebensmittel. Wir kaufen am Wochenende ein wie die Weltmeister und wenn ich da so in manch Einkaufswagen im Supermarkt blicke denke ich mir oft „Wann bitte wollt ihr das alles essen?“ und ganz massiv ist es vor diversen Feiertagen wo man sich manchmal echt denkt „Am nächsten Tag gibt es nichts mehr zu essen und eine Hungersnot bricht aus“.
Aber es ist ja leicht und es wird einem auch super leicht gemacht – Obst, Gemüse und sogar Fleisch so billig wie noch nie. Billig, billiger am billigsten – wer heute nicht täglich Fleisch auf den Tisch stehen hat fühlt sich arm. Aber sind wir wirklich arm wenn wir nicht täglich Fleisch essen?
Ich kann mich noch sehr gut an meine Kindheit erinnern, Fleisch gab es da nur am Wochenende und wenn etwas übrig blieb (was selten der Fall war) wurde es unter der Woche zur Resteverwertung hergenommen. Und ich habe selbst diese Resteverwertung geliebt – Grenadiermarsch hieß das und war eine Mischung aus allen möglichen und hin- und wieder sogar mit Fleisch.
Fleisch war ein Luxus den man sich nicht jeden Tag gönnte aber wenn dann wurde dies mit Liebe und Begeisterung auf den Tisch gebracht und entsprechend genossen.
Heute futtert man nebenbei beim Fernsehen ChickenWings aus Eimern, Mini-Salamis aus Plastiktütchen und vieles mehr.
Wir schätzen gar nicht mehr was wir essen und diese Entwicklung finde ich irgendwie äußerst dramatisch und schockierend.
Was passiert denn mit den Lebensmitteln die wir nicht kaufen und im Supermarktregal bleiben?
Was passiert denn mit Lebensmittel die wir in einen Anflug an Panik vor den Feiertagen gekauft haben und wir einfach nicht essen können weil wir mal wieder viel zu viel davon gekauft haben?
Im besten Falle kann man sie einfrieren um ein anderes Mal darauf zurückzugreifen – im schlimmsten Falle werfen wir sie weg.
So ist es auch im Supermarkt nur das hier der Teil mit dem Einfrieren und später wiederverwerten wegfällt. Also man „entsorgt“ diese Waren ungeachtet deren Herkunft. Und den Händlern wird es auch recht leicht gemacht – also das mit dem entsorgen, ist dies doch steuerlich absetzbar.
Und um einmal sich die Zahlen vor Augen zu führen hier eine kleine Aufstellung wie viele Lebensmittel so pro Tag(!) weggeworfen werden.
Einwohner | Stadt | Weggeworfene Lebensmittel in Kilo / Tag! |
3.574.830 | Berlin | 415.334 |
613.230 | Düsseldorf | 71.247 |
1.810.438 | Hamburg | 210.342 |
309.999 | Karlsruhe | 36.017 |
1.075.935 | Köln | 125.005 |
166.621 | Ludwigshafen | 19.358 |
304.781 | Mannheim | 35.410 |
1.450.000 | München | 168.465 |
511.628 | Nürnberg | 59.442 |
126.010 | Würzburg | 14.640 |
Entsorgte Lebensmittel pro Tag in Deutschland / Gesamt |
1.155.260 Kilo |
Aber was kann man gegen diese sinnlose Verschwendung machen? Welche Möglichkeiten gibt es?
Foodsharing die sinnvolle Alternative
Viele Supermärkte arbeiten bereits eng mit „Die Tafel“ zusammen. Lebensmittel werden an die Tafel weitergereicht um dort dann an Geringverdiener oder H4-Bezieher verteilt zu werden.
Eine ganz tolle Möglichkeit und Idee.
Aber nicht überall gibt es eine Tafel und auch deren Kapazitäten sind begrenzt zumal diese nicht täglich eine Lebensmittelausgabe machen und da kann man natürlich mit frischen Produkten wie Obst, Gemüse etc. kaum ankommen zumal dies meist nach einigen Tagen dann wirklich nicht mehr super aussieht.
Eine weitere Möglichkeit, die mich total begeisterte und faszinierte war Foodsharing, das ich in München anlässlich eines Bloggerevents kennenlernte.
Foodsharing kann ein jeder – egal ob Groß- oder Kleinverdiener, hier steht nicht die Bedürftigkeit im Vordergrund sondern die Verwertung der vorhandenen Ressourcen sprich Lebensmittel.
Foodsharing gegen die Verschwendung von Lebensmittel
Dieser Verschwendung entgegen zu wirken und ungewollte und überproduzierte Ware vor dem Mülleimer zu retten, haben sich die Lebensmittelretter vom Verband Foodsharing München e.V. zur Mission gemacht.
Als allererster offiziell geführte Foodsharing-Verein in Deutschland sind es mittlerweile über 400 Leute, die den Verein unterstützen, aber vor allem auch Kistenweise überproduzierte Lebensmittel abholen und für Mitglieder kostenlos verteilen.
Aber was macht man beim Foodsharing eigentlich genau?
Als Mitglied hat man die Möglichkeit sich bei Supermärkten und Restaurants für Lebensmittelüberstände zu bewerben und diese dann selbst zu verwerten oder an Freunde zu verteilen.
Man holt diese Lebensmittelüberstände einfach am Abend meist nach Ladenschluß bei den jeweiligen Betrieben ab und verteilt die dann unter sich und seinen Freunden oder anderen Mitgliedern.
Was aber in dieser Kiste landet ist immer eine Überraschung und keine gleicht der anderen. Mal sind es Kartoffeln und viel Gemüse, einem anderen Tag unheimlich viele Blattsalate oder Äpfel usw. Es ist einfach alles enthalten was man am nächten Tag nicht mehr verkaufen kann weil z.B. eine Druckstelle vorhanden oder einfach nicht mehr so schön aussieht weil z.B. die Verpackung aufgerissen/beschädigt ist.
Man kann aber auch selber Essen bei den Foodsharern loswerden.
Zu Weihnachten mal wieder viel zu viel eingekauft weil man doch mit leeren Magen einkaufen gewesen ist?
Spontaner Urlaub und der Kühlschrank ist voll? Kein Problem, melde deine Lebensmittel, die du zu viel hast einfach und diese werden am gleichen Tag noch bei dir zuhause abgeholt und anstatt nun im Kühlschrank freut sich wer anderer über eine leckere Mahlzeit.
Mitmachen ist echt einfach!
Einfach auf der Seite des Bundesverbands der Foodsharer anmelden und schon seid ihr dabei. Auf der Webseite erhaltet ihr auch noch viel mehr Informationen zu dem Thema als ich euch hier vermitteln kann.
Simple Tricks zur Vermeidung von zuviel gekauften Lebensmittel
1. Einkaufsliste schreiben.
Die einfachste und effektivste Methode – schreibt euch schon im Vorfeld auf was ihr kochen wollt, erstellt einen Wochenplan. Klingt furchtbar banal aber ist ebenso effektiv.
Der Vorteil daran ist, ihr kauft nicht nur gezielter ein, ihr könnt so euch auch echt viel Geld sparen. Muss es jeden Tag auch Fleisch sein? Vielleicht ersetzt ihr zwei Tage in der Woche euer Abendessen durch gesundes einheimisches Gemüse? Fragt mal eure Großmütter nach „alten“ Rezepten – die hatten es echt noch drauf preiswert zu kochen und doch viele Mäuler satt zu bekommen. Und mal ehrlich – was meint ihr wie sich die freuen wenn ihr von ihnen lernen wollt? Mehr Freude könnt ihr euren Großeltern gar nicht machen.
2. Geht niemals mit leeren Magen einkaufen.
Ich habe es mir angewöhnt niemals hungrig einkaufen zu gehen. Ich war mit leeren Magen vielen Reizen einfach absolut unterlegen „Guck mal das leckere Steak“ oder „Sieht der Kohl nicht fantastisch aus?“ Daheim dann angekommen steht man mit einem Kohlkopf da und denkt sich nur „Okay und was dazu?“ haben wir doch da glatt das eine oder andere „vergessen“ und so wartet nun der Kohlkopf auf seine Bestimmung bis wir die fehlende Zutat gekauft haben oder ihn dann entsorgen weil er nicht mehr schön aussah.
3. Führt ein Wegwerf-Tagebuch
Wenn wir schon beim Entsorgen sind, dann notiert euch doch einfach alles was bei euch an Lebensmittel so den Weg in den Mülleimer findet. Keine Angst es wird euch dafür keiner „rügen“ aber ihr werdet selber erkennen wieviel eigentlich so innerhalb kurzer Zeit „weggeworfen“ wird. Und es hilft euch selber zu erkennen wo man ansetzen und verbessern kann.
4. Die Sache mit dem MHD
Wir machen leider immer wieder den großen Fehler die Genießbarkeit von Lebensmittel an dem Mindesthaltbarkeitsdatum festzumachen. Sehr viele gehen davon sogar aus „MHD erreicht ab in die Tonne“ was aber Großteils ein fataler Fehler ist. Denn es ist ein MINDEST-Haltbarkeitsdatum und kein „AB DIESEM DATUM BIN ICH UNGENIESSBAR“
Vertraut doch einfach auf euren Geruchs- und Geschmackssinn, traut euren Augen. Wurst, Joghurt und vieles andere ist weit über das Datum hinaus noch absolut genießbar. Ich selber hatte schon Wurst bei der ich dachte „Oh verdammt die ist kaputt“ nach einem Blick auf das MH-Datum um dann festzustellen „Hey, die ist sogar noch nach 2 Wochen über diesen Datum absolut in Ordnung und genießbar“.
Wir schmeißen viel zu leichtfertig Produkte, die absolut in Ordnung sind in den Müll. Eine absolute Verschwendung von Ressourcen und bei manchen Produkten frage ich mich nach der Sinnhaftigkeit eines MHD siehe das klassische Beispiel von Speisesalz – lungert da tausende Jahre im Berg vor sich hin, kaum wird es abgebaut, gereinigt und auf den Markt gebracht – zack MHD von maximal 3 Jahren :-)
Am Aussterben der Dinosaurier war ein Meteoritenregen verantwortlich, den brauchen wir heute nicht mehr. Wir bekommen dies schon ganz gut alleine hin unseren Planeten kaputt zu machen.
Wir alleine können nicht die Welt retten aber wir können sie sehr wohl ein klein wenig besser machen.
Und vielleicht ist es gerade jetzt an der Zeit umzudenken, manches zu hinterfragen, manches ein wenig kritischer zu sehen.
Wir müssen kein Obst aus Südafrika im Dezember haben – ist zwar sicherlich schick aber einheimische Äpfel tun es auch – ja sie sind nicht mehr so schön wie vielleicht im September aber sie schmecken fantastisch und vor allem – klimaschonender kann man es gar nicht mehr haben.
Die meisten Fotos, die hier im Beitrag, zur Verwendung kamen stammen alle von meinem ersten Treffen mit Günes Seyfahrt nach einer Abholung „geretteter Lebensmittel“ aus einem einzigen (!) Supermarkt.
Und Supermärkte, derer gibt es viele wie wir alle wissen.
Wie steht ihr zu diesem Thema? Seid ihr eher die Personen, die mit einer Einkaufsliste loslaufen oder eher die Spontan-Käufer? Habt ihr auch schon mal Lebensmittel entsorgt oder was war euer am längsten abgelaufene Lebensmittel, dass noch geniessbar war?