AllgemeinGesundheit

Frühkastration bei Katzen: Tierschutzmaßnahme mit Verantwortung

Was bedeutet Frühkastration bei Katzen?

Die Frühkastration bezeichnet die chirurgische Entfernung der Keimdrüsen bei Katzenwelpen – meist im Alter von 8 bis 14 Wochen oder vor Eintritt der Geschlechtsreife.

Ziel ist es, eine unkontrollierte Vermehrung zu verhindern und die Zahl verwilderter Katzen zu reduzieren.

Warum ist Frühkastration aus Tierschutzsicht wichtig?

  • In Deutschland steigt die Zahl verwilderter und streunender Katzen stetig.
  • Rund 70 % der Tierheimkatzen stammen aus unkontrollierter Vermehrung.
  • Ein Katzenpaar kann theoretisch innerhalb von 10 Jahren über 80 Millionen Nachkommen zeugen.
  • Krankheiten verbreiten sich in großen Beständen schnell und führen zu Leid und Tod.
  • Frühkastration verhindert, dass Katzenwelpen später „vergessen“ kastriert werden.
  • Bei schwer einfangbaren Streunern ist eine frühe Kastration oft die einzige Chance.

Die Maßnahme gilt als aktive Tierschutzstrategie zur Eindämmung von Überpopulation und Tierleid.

Medizinische Aspekte der Frühkastration

  • Technisch sicher: Narkose und Operation sind bei jungen Tieren gut durchführbar.
  • Wachstum: Spätere Schließung der Wachstumsfugen – Tiere werden tendenziell größer.
  • Stoffwechsel: Geringere Aktivität, höhere Fettzunahme (ca. +1 kg Körpergewicht).
  • Verhalten: Weniger Aggression, mehr Anschmiegsamkeit gegenüber Menschen.
  • Harntrakt: Keine erhöhten Risiken für Harngriesbildung bei Katern nach Studien bis 24 Monate.
  • Fellveränderungen: Besonders bei langhaarigen Rassen kann das sogenannte „Welpenfell“ bestehen bleiben.

Fazit: Frühkastration als verantwortungsvolle Maßnahme

Die Frühkastration ist nach aktuellem Kenntnisstand eine vertretbare und wirksame Methode, um der Zunahme verwilderter Katzen entgegenzuwirken. Sie hilft, Tierleid zu vermeiden und Tierheime zu entlasten – vorausgesetzt, sie wird fachgerecht durchgeführt und tierärztlich begleitet.

Hier noch ein Vortrag, gehalten von Dr. Willa Bohnert, Tierschutzzentrum der Tierärztlichen Hochschule Hannover anlässlich einer Katzenausstellung

Streetcats, Streunerkatzen, BauernhofkatzenFrühkastration von Katzen unter Tierschutzgesichtspunkten

Einleitung
Die Frage nach dem „optimalen Zeitpunkt“ für die Durchführung der Kastration als Maßnahme zur Empfängnisverhütung entfacht unter Fachleuten immer wieder rege Diskussionen.

Dabei geht es um die Frage, ob es günstiger ist, Katzen vor oder nach Erreichen der Geschlechtsreife zu kastrieren.

Die Argumente für und gegen die Kastration vor der Geschlechtsreife beziehen sich primär auf die technische Umsetzung und mögliche Folgeschäden.

Auch emotionale Einwände und ethische Bedenken spielen eine Rolle.

Seit 1995 wird die Thematik, durch die insbesondere in den USA propagierte Kastration von Katzenwelpen im Absatzalter erweitert. In den USA besteht eine gewaltige Überpopulation von Katzen und Hunden, deren Folge die Euthanasie von durchschnittlich 20 Millionen streunender Tiere jährlich ist. Daraus resultiert die Beschreitung immer neuer Wege der Empfängnisverhütung.

Begriffsdefinition

Die Kastration ist die chirurgische Entfernung der Keimdrüsen. Geschlechtsspezifisch ist von der „Ovarektomie“, also der Entfernung der Eierstöcke beim weiblichen Tier und der „Orchiektomie“, der Entfernung der Hoden beim männlichen Tier, zu sprechen. Frühkastration bezeichnet die Kastration bei jungen, geschlechtlich nicht ausgereiften Tieren. Dabei kann es sich um die Kastration im Absetzalter, also mit 8-14 Wochen, oder um die Kastration vor dem Einsetzen der Geschlechtsreife (Pubertät) handeln. Der Pubertätsbeginn bei der Katze variiert von Tier zu Tier und ist ebenfalls abhängig von der Rasse und vom Geschlecht. Bei der weiblichen Katze beginnt die Pubertät im Alter von 4-21 Monaten, beim Kater im Alter von 6-8 Monaten.

Warum Frühkastration?

In den letzten Jahren steigt ständig die Zahl der streunenden oder verwilderten Katzen. Diese Tiere machen 70% der in Tierheimen eingelieferten Katzen aus. Die sprichwörtliche Fruchtbarkeit der Katze wird ihr in der heutigen Zeit zum Verhängnis. Bedenkt man, dass ein Katzenpaar pro Jahr im Durchschnitt 3 Welpen bekommen kann, so vergrößert sich die Katzenpopulation innerhalb von 10 Jahren auf ca. 80 Millionen Tiere. In einem großen Katzenbestand können sich Krankheiten leicht und schnell ausbreiten.

Hier zeichnen sich Entwicklungen ab, die die Kastration als Methode zur sicheren und dauerhaften Unfruchtbarmachung in den Vordergrund rücken, um einer Überbevölkerung von Katzen wirksam vorzubeugen oder entgegenzuwirken, um nicht auf amerikanische Verhältnisse hinzusteuern. Die Kastration von freilebenden Katzen und nach Möglichkeit auch all derer, die zu einer Familie gehören, stellt derzeit die einzige Möglichkeit dar, das Anwachsen der freilebenden Katzenpopulationen und die damit verbundene Verelendung der Tiere zu verhindern.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass Privathalter, die eine junge Katze aus dem Tierheim aufnehmen, häufig „vergessen“, das Tier kastrieren zu lassen. Für die Tierheime ist es daher wichtig, nur kastrierte Katzen weiterzuvermitteln.

Da sich freilebende Katzen, die einmal eingefangen wurden, nur schwer erneut einfangen lassen, kann es bei diesen Tieren nötig sein, sie bereits in jungem Alter zu kastrieren. Vor diesem Hintergrund kann die Kastration als aktive Maßnahme des Tierschutzes angesehen werden.

Effekte der Frühkastration auf die körperliche Entwicklung

Effekte der Kastration von Welpen im Absetzalter wurden bisher nur bis zu einem Lebensalter von 24 Monaten durch Studien überprüft

Welche Folgen diese Form der Frühkastration im weiteren Leben hat, ist bisher nicht hinreichend bekannt. Die Narkose und der chirurgische Eingriff an sich stellen für Welpen kein erhöhtes Risiko dar. Folge der Frühkastration ist, dass sich die Wachstumsfugen der Knochen später als normal schließen, die Tiere werden infolgedessen größer.

Kastrationsbedingt ist die Stoffwechselaktivität verringert, so dass es zu einer nachweislich erhöhten Zunahme des Körperfetts und damit des Körpergewichts kommt (um ca. 1kg).

Unabhängig vom Zeitpunkt der Frühkastration fällt eine Verringerung der Aggressivität untereinander und eine vermehrte Anschmiegsamkeit gegenüber den betreuenden Personen auf.

Mit 7 Wochen oder 7 Monaten kastrierte Kater weisen im Alter von 22 Monaten ähnliche Harnröhrendurchmesser auf wie nicht kastrierte Kater. Dieser Punkt ist wichtig im Hinblick auf Harngriesbildung bei Katern.

Während sich bei nichtkastrierten Katern im Alter von 22 Monaten der Penis vollständig aus dem Präputium (Vorhaut) vorlagern lässt, ist dies nur bei 60% der mit 7 Monaten und bei keinem der mit 7 Wochen kastrierten Tieren möglich.

Langfristige Effekte dieser Entwicklungsstörung sind noch nicht abzusehen. Dasselbe gilt für den Harnröhrendurchmesser weiblicher Katzen, der im Alter von 22 Monaten nach Kastration im Welpenalter deutlich geringer ist als bei nicht kastrierten Tieren.

Unerwünschte Folgen der Kastration, auch im späteren Lebensalter, sind insbesondere bei langhaarigen Rassen qualitative Fellveränderungen („Welpenfell“). Zusammenfassend sind diese Ergebnisse dahingehend zu beurteilen, dass soweit bisher bekannt ist, die Frühkastration von Katzen keine unmittelbaren Schäden verursacht, aber das Erscheinungsbild, das Verhalten und möglicherweise auch einzelne Organfunktionen im Erwachsenenalter von denen geschlechtlich intakter Tiere abweichen.

Fazit:
Nach Abwägung aller Faktoren lässt sich sagen, dass die Frühkastration nach dem heutigen Kenntnisstand eine vertretbare Maßnahme ist, um der Zunahme von verwilderten Katzen und den daraus für die Tiere entstehenden Schmerzen, Leiden und Schäden entgegenzuwirken.

Mit freundlicher Genehmigung zur Verbreitung: Dr. Willa Bohnet, Tierschutzzentrum der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Bünteweg 2, 30599 Hannover, Tel.: 0511- 9538142, Fax: 0511- 9538056


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