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Info: Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen

Wenn ältere Katzen aggressiv oder unruhig werden, könnte das an der Schilddrüse liegen. Eine Überfunktion der Schilddrüse ist die häufigste hormonelle Erkrankung bei Katzen über acht Jahren.

Aggressivität kann bei Katzen ein Symptom einer Hyperthyreose sein.

Inhaltsverzeichnis

Die Schilddrüse – Der unsichtbare Motor deiner Katze

Die Schilddrüse deiner Samtpfote spielt eine entscheidende Rolle für ihren Stoffwechsel und ihre Energie! Sie ist quasi das Gaspedal ihres Körpers und bestimmt, wie aktiv und energiegeladen sie ist.

Die jodhaltigen Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin) beeinflussen dabei viele wichtige Körperfunktionen: 

  • Herzfrequenz & Blutdruck – Sie sorgen dafür, dass das Herz deiner Katze optimal arbeitet.
  • Körpertemperatur & Fellgesundheit – Sie helfen, die Temperatur zu regulieren und beeinflussen auch die Haut- und Fellqualität.
  • Verdauung – Die Darmmotorik wird angeregt, damit die Nahrung gut verwertet wird.
  • Nervensystem & Aktivität – Sie steigern die Reaktionsfähigkeit und beeinflussen das Verhalten.

Wer steuert die Schilddrüse?

Die Schilddrüse arbeitet nicht allein – sie wird von der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) und dem Hypothalamus kontrolliert. Diese beiden steuern, wie viel T3 und T4 ausgeschüttet werden, damit alles im Gleichgewicht bleibt.

Besonders wichtig für junge Katzen

Schon während der embryonalen Entwicklung spielen die Schilddrüsenhormone eine große Rolle: Sie fördern das Zellwachstum und sind wichtig für die Entwicklung des Nervensystems.

Kalzitonin – Das unterschätzte Hormon

Neben T3 und T4 produziert die Schilddrüse auch Kalzitonin, das hilft, den Kalziumhaushalt zu regulieren. Wenn der Kalziumspiegel hoch ist, kann es den Abbau von Knochensubstanz bremsen – jedoch ist seine Bedeutung für die Katze nicht so groß wie die der anderen Schilddrüsenhormone.

Schilddrüsenüberfunktion, Taubertalperser, Infobeitrag, TigerkatzeSchilddrüsenüberfunktion bei Katzen – Ursachen und mögliche Auslöser

Wenn Katzen an einer Schilddrüsenüberfunktion (feline Hyperthyreose) leiden, steckt meistens eine gutartige Wucherung des Schilddrüsengewebes dahinter. Diese führt dazu, dass die Schilddrüse zu viele Hormone produziert und dadurch den Stoffwechsel ordentlich auf Touren bringt.

Was passiert bei einer Schilddrüsenüberfunktion?

In vielen Fällen handelt es sich um eine multinoduläre adenomatöse Hyperplasie – das klingt kompliziert, bedeutet aber einfach, dass sich kleine Knötchen in beiden Schilddrüsenlappen bilden, sodass die Schilddrüse insgesamt größer wird.

Manchmal entstehen auch gutartige Tumore (Schilddrüsenadenome), die ebenfalls zu einer überschüssigen Hormonproduktion führen.

Nur selten – in weniger als 5 % der Fälle – ist ein bösartiger Tumor (Schilddrüsenkarzinom) die Ursache.

Welche Katzen sind betroffen?

Vor allem ältere Katzen ab acht Jahren entwickeln häufig eine Schilddrüsenüberfunktion – tatsächlich ist sie mittlerweile die häufigste hormonelle Erkrankung bei älteren Samtpfoten. Zwar sind jüngere Katzen nur selten betroffen, doch warum die Erkrankung überhaupt so häufig auftritt, bleibt bis heute ein Rätsel.

Interessanterweise war die Hyperthyreose bei Katzen vor 50 Jahren noch unbekannt, heute gehört sie fast schon zum Alltag in der Tierarztpraxis.

Was könnte die Ursache sein?

Forscher haben verschiedene Faktoren untersucht, die mit der Krankheit in Verbindung stehen könnten:

Fütterung – Zum Beispiel bestimmte Inhaltsstoffe wie Bisphenol A, das in manchen Dosenbeschichtungen vorkommt.
Katzenstreu & Umweltfaktoren – Bestimmte Materialien oder mögliche Infektionen und Immunerkrankungen.
Chemische Belastung durch Flammschutzmittel (PBDEs) – Besonders spannend ist die Rolle von polybromierten Diphenylethern (PBDEs).

Flammschutzmittel – Ein unterschätzter Faktor?

PBDEs wurden früher als Flammschutzmittel in vielen Produkten eingesetzt:

  • Polstermöbel & Teppiche
  • Fahrzeuge
  • Elektronische Geräte
  • Baumaterialien & Kunststoffe (Polyurethan-Schäume)

Hauskatzen sind besonders gefährdet, weil sie mit diesen Materialien in Kontakt kommen: Sie kratzen an Möbeln, liegen auf Teppichen und reinigen ihr Fell gründlich – dabei nehmen sie möglicherweise größere Mengen an PBDEs auf als Menschen.

Da viele PBDEs heute verboten sind, ist das Risiko in älteren Haushalten höher als in modernen Einrichtungen.

Was kann man tun?

Bisher gibt es keine wissenschaftlich anerkannten Empfehlungen zur Vorbeugung, weil die Entstehung der Krankheit sehr komplex ist und sich die fraglichen Chemikalien überall in der Umwelt finden.

Tipp: Ein sehr lesenswerter Artikel zur Schilddrüsenüberfunktion und den PBDEs erschien im Mai 2017 in der New York Times. Den englischsprachigen Orignaltext findet ihr hier: Hyperthyroidism: The Mystery of the Wasting House Cats.

Welche Symptome zeigen Katzen mit einer Schilddrüsenüberfunktion?

Die Symptome der Hyperthyreose entstehen durch den Überschuss an Schilddrüsenhormonen, die den Stoffwechsel auf Hochtouren bringen.

Hyperthyreote Katzen stehen ständig „unter Strom“. Das wirkt sich nicht nur auf den Körper aus, sondern auch auf das Verhalten und das Wohlbefinden.

Katzen mit Hyperthyreose zeigen oft eine Vielzahl von Symptomen, darunter

  • Abmagerung (Kachexie)
  • Heißhunger (Polyphagie)
  • Verhaltensänderungen wie Unruhe, Nervosität oder Aggressivität. 
  • Vermehrtes Trinken (Polydipsie) und Urinieren (Polyurie)Austrocknung (Dehydratation) 
  • Erbrechen (Vomitus)
  • Durchfall (Diarrhoe), erhöhte Kotmenge 
  • Mattes oder struppiges Fell, das ungepflegt wirkt. 
  • Herzrasen oder andere Herzrhythmusstörungen. 
  • Mattes oder struppiges Fell, das ungepflegt wird
  • Zittern (Tremor) 
  • Schwäche (Lethargie) 
  • Appetitlosigkeit (Anorexie) 
  • hoher Blutdruck (Hypertonie) 
  • Hecheln, Atemnot (Dyspnoe) 
  • verkleinerte Nieren

Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen – Wie stellt der Tierarzt die Diagnose?

Eine Schilddrüsenüberfunktion (feline Hyperthyreose) kann sich durch viele verschiedene Symptome äußern – und oft ähneln sie denen anderer häufiger Krankheiten wie chronischer Niereninsuffizienz oder Diabetes. Deshalb ist es manchmal gar nicht so leicht, direkt die richtige Diagnose zu stellen.

Blutuntersuchung – Der wichtigste Test

Um sicherzugehen, ob die Schilddrüse zu viele Hormone produziert, hilft meist eine Blutuntersuchung. Sie gibt klare Hinweise darauf, ob die Werte erhöht sind und ob eine Hyperthyreose vorliegt.

Unruhige Patienten? Kein Problem!

Katzen sind bei der Untersuchung manchmal etwas nervös oder unruhig – schließlich ist ein Besuch beim Tierarzt selten ihre Lieblingsaktivität. Das kann es für den Tierarzt etwas schwieriger machen, eine präzise Diagnose zu stellen. Aber keine Sorge: Erfahrene Tierärzte kennen das gut und wissen, wie sie sanft mit ihrer Samtpfote umgehen können.

Die Schilddrüse ertasten – Geht das überhaupt?

Die Schilddrüse besteht aus zwei kleinen Lappen, die sich rechts und links neben der Luftröhre, direkt unterhalb des Kehlkopfs, befinden. Normalerweise kann man sie nicht ertasten.

Falls der Tierarzt jedoch eine Verdickung in diesem Bereich fühlt, könnte das ein Hinweis auf eine Schilddrüsenüberfunktion sein. Häufig sind beide Lappen vergrößert, manchmal aber einer mehr als der andere.

In etwa 90 % der Fälle kann man diese Vergrößerung spüren, aber auch andere Faktoren können für eine Verdickung am Hals verantwortlich sein.

Ultraschall – Klare Bilder für eine sichere Diagnose

Um sicherzugehen, dass die Schilddrüse wirklich betroffen ist, kann eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden. Dadurch lässt sich genau erkennen, ob die Schilddrüse vergrößert ist und ob weitere Veränderungen vorliegen.

Blutuntersuchung bei Schilddrüsenüberfunktion – So wird die Diagnose gesichert

Wenn der Verdacht auf eine Schilddrüsenüberfunktion (feline Hyperthyreose) besteht, ist eine Blutuntersuchung oft der beste Weg, um Klarheit zu bekommen. Der wichtigste Wert, den der Tierarzt überprüft, ist das Schilddrüsenhormon T4 (Thyroxin) im Blutserum.

T4-Wert – Was sagt er aus?

T4 über 5 Mikrogramm/dl: Ein deutlicher Hinweis auf eine Schilddrüsenüberfunktion.

Leicht erhöhte oder normale Werte: Die Diagnose ist nicht immer eindeutig – wenn trotzdem Symptome vorliegen, kann der Tierarzt die T4-Bestimmung nach einiger Zeit erneut durchführen oder einen Test für freies T4 (fT4) veranlassen. Letzterer ist besonders präzise, aber etwas teurer.

Silky Cream, Taubertalperser, Pets Deli, TuxedokaterWas tun bei unklaren Werten?

Falls Unsicherheiten bestehen – etwa wenn die T4- und fT4-Werte grenzwertig sind – kann ein T3-Suppressionstest zusätzliche Klarheit bringen.

Außerdem hilft eine umfangreiche Blutuntersuchung mit Serumprofil dabei, Begleiterkrankungen zu erkennen. Besonders Leber- und Nierenwerte sind wichtig, da eine Schilddrüsenüberfunktion oft nicht isoliert auftritt.

Schilddrüsenszintigraphie – Präzise Diagnostik bei unklaren Befunden

Wenn die Laborergebnisse nicht eindeutig sind und weitere Untersuchungen erforderlich sind, kann eine Szintigraphie helfen, mehr Klarheit zu schaffen.

Wann wird eine Szintigraphie eingesetzt? 

Diese spezielle Methode dient dazu, **zusätzliches Schilddrüsengewebe im Brustraum** aufzuspüren oder festzustellen, ob ein **bösartiger Schilddrüsentumor Metastasen gebildet hat**.

Wie funktioniert die Untersuchung?

Ähnlich wie bei Menschen mit Schilddrüsenproblemen bekommt die Katze ein **leicht radioaktives Mittel (Technetium 99m) injiziert**, das sich gezielt im Schilddrüsengewebe ansammelt. So kann der Tierarzt exakt sehen, welche Bereiche betroffen sind.

Was muss bei der Untersuchung beachtet werden?

Da die Szintigraphie eine Narkose erfordert und die Katze anschließend warten muss, bis der radioaktive Stoff vollständig ausgeschieden ist, bleibt sie für etwa zwei Tage in einer spezialisierten Tierklinik.

Diese Methode ist zwar aufwendiger, kann aber in komplizierten Fällen eine sehr wertvolle Ergänzung für die richtige Diagnose sein. 

Mögliche Komplikationen bei einer Schilddrüsenüberfunktion

Eine Schilddrüsenüberfunktion (feline Hyperthyreose) kann bei Katzen verschiedene gesundheitliche Folgen haben. Hier sind einige der häufigsten Herausforderungen, die auftreten können:

Herzerkrankungen – Wenn das Herz aus dem Takt gerät

Eine überaktive Schilddrüse kann das Herz deiner Katze stark belasten.

Typische Probleme sind:

Herzgeräusche & Rhythmusstörungen – Das Herz schlägt unregelmäßig oder schneller als normal.
Kardiomegalie – Auf dem Röntgenbild zeigt sich eine Herzvergrößerung.
Flüssigkeitsansammlungen (Lungenödem & Thoraxerguss) – Wasser kann sich in der Lunge oder im Brustraum sammeln.

Gut zu wissen: Eine Verdickung des Herzmuskels kann oft durch die richtige Behandlung rückgängig gemacht werden. Ein geschädigter Herzmuskel (dilatative Kardiomyopathie) bleibt jedoch dauerhaft beeinträchtigt, sodass manchmal Herzmedikamente nötig sind.

Perserkatze, rotweiße KatzeNierenprobleme – Eine unsichtbare Gefahr

Viele Katzen mit einer Schilddrüsenüberfunktion haben gleichzeitig Nierenprobleme. Die Behandlung kann versteckte Nierenerkrankungen sichtbar machen, da der Blutdruck auf Normalwerte gesenkt wird und dadurch die Durchblutung der Nieren abnimmt. In solchen Fällen muss manchmal die Medikamentendosis angepasst werden.

Harnwegsinfektionen – Oft unbemerkt

Etwa jede siebte Katze mit Hyperthyreose entwickelt Harnwegsprobleme – oft ohne klare Symptome! Eine Urinuntersuchung hilft, mögliche Infektionen rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Verdauungsprobleme – Wenn der Darm überfordert ist

Eine überaktive Schilddrüse kann die Verdauung beschleunigen, sodass wichtige Nährstoffe schlechter aufgenommen werden. Häufige Folgen sind Magen-Darm-Beschwerden, die manchmal mit anderen Erkrankungen wie entzündlichen Darmerkrankungen (IBD) oder selten sogar Lymphdrüsenkrebs zusammenhängen. Ein Ultraschall kann helfen, Klarheit zu bekommen.

Bluthochdruck – Eine stille Gefahr für die Augen

In seltenen Fällen kann ein dauerhaft erhöhter Blutdruck zu Netzhautblutungen und Sehproblemen führen – in schweren Fällen sogar bis hin zur Blindheit.

Deshalb ist es wichtig, eine Schilddrüsenüberfunktion frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, damit deine Katze gesund bleibt.

Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion – Welche Optionen gibt es?

Wenn eine Schilddrüsenüberfunktion (feline Hyperthyreose) diagnostiziert wird, gibt es grundsätzlich zwei Wege, um die Erkrankung zu behandeln:

Heilen – Die langfristige Lösung

Es gibt zwei Möglichkeiten, um die Schilddrüsenüberfunktion dauerhaft zu beseitigen:

Chirurgische Entfernung der Schilddrüse – Diese Methode wird eher selten gewählt, kommt aber infrage, wenn andere Behandlungen nicht möglich oder nicht erfolgreich sind. Die Entscheidung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Gesundheitszustand der Katze, möglichen Begleiterkrankungen und den Präferenzen des Tierhalters.

Radiojodtherapie – Hierbei wird radioaktives Jod eingesetzt, um überschüssiges Schilddrüsengewebe gezielt zu zerstören. Diese Therapie bietet eine langfristige Heilung, erfordert jedoch spezielle tiermedizinische Einrichtungen.

Unterdrücken – Die kontrollierte Behandlung

Falls eine Heilung nicht sofort möglich ist oder zuerst Begleiterkrankungen beobachtet werden sollen, gibt es zwei Methoden, um die Überfunktion zu regulieren:

Medikamente (Thyreostatika) – Diese unterdrücken die Produktion der Schilddrüsenhormone und helfen, die Symptome zu kontrollieren.

Jodreduziertes Futter (z. B. Hills y/d) – Spezielle Diäten mit reduziertem Jodgehalt können dazu beitragen, die Hormonproduktion zu begrenzen.

Gut zu wissen: Bei manchen Katzen wird die Medikamentendosierung bewusst so eingestellt, dass eine leichte Schilddrüsenüberfunktion bestehen bleibt, um die Nierendurchblutung zu fördern und mögliche Nierenschäden zu vermeiden.


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