Gefahr für unsere Fellnasen aus China?
Der eine oder andere mag sich noch erinnern, dass Anfang 2014 im deutschsprachigen Raum das Thema „Haustiersnacks aus China“ ganz groß rausgekommen ist und heiß in diversen Foren, Facebook-Gruppen und Newsgroups diskutiert wurde.
Die FDA warnte vor Kausnacks aus China
Das dieses Thema aber schon damals nicht wirklich aktuell war beweisen unzählige Berichte der FDA, etc. aber offensichtlich brauchte man 2014 auch hier einen „Aufreger und Lückenfüller“ in der einschlägigen Klatsch- und Tratschpresse.
In den USA verzeichnet man bereits seit 2007 weit über 5.000 Fälle, in denen es nach den Verzehr von Produkten aus China zu Krankheits- bzw. zu Todesfällen gekommen ist.
In den aktuellen Berichten der FDA sind mehr als 5.600 Hunde, 24 Katzen und drei Personen (?? Anm. des Verfassers: Warum zum Teufel essen Menschen Kausnacks für Hunde und Katzen? ) betroffen außerdem werden auch mehr als 1.000 Todesfälle bei Hunden erwähnt.
Die FDA berichtet über Beschwerden bei verschiedenen Altersgruppen und Rassen bei Hunden. In über 60% der Berichte sind Magen-Darm-Erkrankungen (mit und ohne erhöhte Leberenzyme) und in etwa 30% beziehen sich auf Nieren- und Harnwegsprobleme. Die restlichen 10% betreffen eine Vielzahl von Symptomen einschließlich Krämpfen, Zittern, Nesselsucht und Hautreizungen.
Etwa 220 der Fälle mit Nieren- und Harnwegsproblemen konnten dem Fancony-Syndrom zugeordnet werden, eine Funktionsstörung der Niere. Das „Fanconi-Syndrom“ ist eine seltene und schwere Störung der Nierenfunktion. Im Normalfall bei einer gesunden Niere werden Schadstoffe gefiltert und über den Urin ausgeschieden, Bei diesem Syndrom gehen verschiedene wichtige Nährstoffe wie Glucose, Bicarbonat und Aminosäuren und andere Substanzen ebenso über den Urin verloren.
Tiere mit Fanconi-Syndrom trinken wesentlich mehr und urinieren auch naturgemäß wesentlich mehr als andere Tiere und man könnte es mit Diabetes verwechseln, allerdings haben Fanconi-Tiere keinen erhöhten Blutzuckerspiegel. Fanconi-Tiere sind meist lethargisch und desinteressiert am Essen, aber der Zustand der Tiere kann sich verbessern sobald man die Ernährung auf artgerecht umstellt. Der Urintest auf Fanconi kann zwar noch mehrere Wochen positiv sein aber mit der Zeit wird sich die Nierenfunktion verbessern, sofern die Niere nicht zu sehr und lange geschädigt wurde.
Dies betraf Hauptsächlich Geflügelprodukte. Aber auch andere Produkte wurden als kritisch betrachtet aber dazu später mehr.
Geflügelprodukte aus China
Aber was hat es nun mit diesen Geflügelprodukten so an sich dass sie hier zu Erkrankungen führen können? Hier möchte sich die FDA nicht wirklich dazu äußern, man spekuliert und munkelt aber man kann oder will den direkten Zusammenhang mit dem Wirkstoff Amantadin , der in den betroffenen Snackprodukten gefunden wurde, nicht herstellen.
Aber was ist Amantadin? Amantadin ist ein für Menschen zugelassenes antivirales Medikament (und keine Droge wie es in einem Zeitungsbericht heißt) zur Behandlung von Parkinson- Erkrankung und auch Influenza. Influenza…..Moment, genau da war doch was?
In China, als die Vogelgrippe aufkam, wurde panikartig alles was sich bewegte mit einem Präparat, dass Amantadin enthielt behandelt. Abgesehen davon, dass viele Influenza-Stämme dagegen resistent sind, gelangte es so ins Fleisch und …..ins Tierfutter.
Weitere gefährliche Zusatzstoffe
Aber man fand nicht nur Amantadin im Tierfutter sondern auch, etwas das weitaus gefährlicher ist –> Melamin
Melamin hat einen hohen Anteil an Stickstoff und die Kosten sind niedrig. Wegen des hohen Stickstoffgehalts von Melamin lässt sich ein hoher Proteingehalt (Eiweißgehalt) von Produkten vortäuschen. Für Betrüger ist dies bei Tiernahrung natürlich von großem Interesse und – wie uns der Fall um die verunreinigte Säuglingstrockenmilch – offenbar auch bei Milchprodukten. Auch pflanzliche Eiweißprodukte wie Reisprotein oder Weizenprotein können damit gestreckt werden. Diee wirtschaftlichen Vorteile veranlassen Betrüger Melamin anzuwenden zumal Melamin-Abfälle nur ein Bruchteil von dem kosten, was hochwertige Proteinquellen kosten würden.
Laut Melaminhändlern und landwirtschaftlichen Arbeitern haben die Hersteller von Tiernahrung in ganz China seit Jahren ihre Produktion mit dieser Substanz namens Melamin gestreckt. Melamin ist ein billiger Zusatzstoff, der bei Nährwertanalysen als Protein nachgewiesen wird, obwohl er keinerlei ernährungstechnischen Nutzen besitzt.
„Viele Firmen kaufen Melaminabfälle um Tiernahrung herzustellen,“, so der Manager einer chemischen Industrie, welche Melamin verkauft. „Ich weiß nicht ob es hier irgendwelche gesetzlichen Bestimmungen gibt. Wahrscheinlich nicht. Kein Gesetz und keine Vorschrift verbietet es und deshalb wird es von allen gemacht. Die Gesetze in China sind nun mal so. So lange niemand zu Schaden gekommen ist, gibt es keine Vorschriften.“
Mittelpunkt einer Rückrufaktion, die über 60 Mio. Packungen Tierfutter betraf, war Melamin, nachdem diese Chemikalie in Weizengluten gefunden wurde, welches mit dem Tod von 16 Haustieren und der Erkrankung von möglicherweise tausenden weiteren Haustieren in den Vereinigten Staaten in Verbindung gebracht wurde.
Aber dies ist alles sind nur zwei der bekannten Fälle von Produkten aus China bei denen die Konsumenten entsprechend getäuscht wurden und werden.
In den vergangenen Jahren umfassten die chinesischen Nahrungsmittelskandale alles von gefälschter Babymilch und aus menschlichen Haaren hergestellter Sojamilch bis hin zu Tintenfisch, der mit Kalligraphietinte getränkt wurde, um die Farbe zu verbessern und Aalen, die mit Antibabypillen gefüttert wurden, damit sie länger und dünner wurden.
Wieso wurde in Deutschland nicht gewarnt?
Weil es hier eigentlich nicht wirklich relevant war, da aufgrund sehr strenger Lebensmittelkontrollen gerade Produkte aus China extrremst unter die Lupe genommen werden. Es ist hinlänglich bekannt, dass es oft zu Verunreinigungen von Lebensmitteln aus diesen Regionen kommt.
Auch haben wir den Vorteil, dass im Gegensatz zu Amerika, nicht nur der Importanteil relativ gering ist, sondern auch die Einfuhr dieser Güter beschränkt sich auf wenige lokale Gegebenheiten, so das vor Ort entsprechend reagiert werden kann und entsprechendes Personal vorhanden ist.
In Deutschland, eher gesagt in Österreich gab es einen einzigen Fall (!) der in Zusammenhang mit den chinesischen Produkten gesehen wurde, allerdings ist hier bis heute unklar woher diese Produkte bezogen wurden.
Es ist nur bekannt, dass dieses bedauernswerte Tier ausschließlich mit Snacks(!?) gefüttert wurde. Wäre dieses Tier nicht am Fanconi-Syndrom erkrankt, hätte es sicher aus anderen ernährungstechnischen Defiziten seine Probleme.
Aber wieso dann die teilweise übertriebene Hysterie?
Aber wieso kam es Anfang 2014 zu diesem Aufschrei in diversen Foren und News-Groups? Weil einfach ein teilweiser schlecht recherchierter Artikel die Runde machte und die Leute nur die Schlagzeile lasen. Kurz darauf wurde auch bei Vet-Med ein Fallbericht veröffentlicht, der aber nichts anderes ist als eben ein Fallbericht und es kam in diesem Zeitraum zu einem Plastikfund bei einem Kauartikel – dies alles passte in Summe sehr gut zusammen um eine leichte Hysterie-Welle durch die sozialen Medien wogen zu lassen :-)
Müssen Tierbesitzer in Deutschland auch besorgt sein?
Nein, sofern sie kritisch die Produkte/Inhaltsstoffe hinterfragen. Wir haben in Gegensatz zu Amerika wie bereits erwähnt nicht so ein hohes Importaufkommen im Heimtiernahrungsbereich aus China und aufgrund der sehr strengen Lebensmittelkontrollen am Hafen und der zuständigen Veterinärämtern kommen viele Produkte bei uns erst gar nicht in den Handel.
Es werden permanent Untersuchungen auf diverse Gift- und Gefahrenstoffe durchgeführt und Tierhalter, die ihre Produkte für die Vierbeiner hinterfragen, sind hier sowieso auf einer relativ sicheren Seite, da ein Großteil der verantwortungsbewussten Tierhalter bei der Katzennahrung pflanzliche Bestandteile meiden und sich sehr bewusst für Produkte aus der heimischen Region entscheiden.