Infobeitrag: Verwildeter Hauskatzen
Ein täglicher Überlebenskampf
Wir sehen sie in Parks, auf Straßen oder auch in Hotelanlagen. Katzen, unzählige Katzen in den verschiedensten Farben und Größen.
Auffallend ist nur das es sich meist um Katzen im durchschnittlichen Alter von 5 Jahren. Kaum welche sind älter und Senioren mit 10 Jahren und älter sucht man bei diesen Katzen meist vergebens. Das Leben auf der Straße ist hart.
Warum dies so ist und wie man diesen Katzen helfen kann, Hilfe die dringend notwendig ist, werden wir in diesem Beitrag näher erläutern.
Zunächst einmal sollten wir aber unterscheiden zwischen Wildkatzen und verwilderten Hauskatzen.
Während Wildkatzen auf andere Art und Weise unsere Hilfe brauchen (Wildkatzenkorridore z.B.) erfordert es weitaus größere Maßnahmen bei verwilderten Hauskatzen
Bei Hauskatzen sollte man aber noch weitere Unterteilungen vornehmen:
- Eine Katze mit Halter, die regelmäßig und frei nach draußen gehen kann, wird als „Freigänger“ bezeichnet. Diese ist oft recht zutraulich, augenscheinlich in einem guten Gesundheitszustand und auch wohlgenährt.
- Hat eine Katze ihren Besitzer verloren, wird also halter- bzw. herrenlos, oder wurde sie ausgesetzt, zählt sie zu den „streunenden Katzen“. Nähert man sich einem Streuner, so wird er allenfalls stehenbleiben oder sogar auf einen zukommen, um sich streicheln zu lassen.
- Als „verwilderte Katze“ gilt jene, die von einer streunenden Hauskatze in der freien Natur geboren wurde und nie einen Bezug zum Menschen gehabt hat. Sie zählen also nicht zu den Wildkatzen.
Verwilderte Katzen leben meist in losen Gruppen/Kolonien und meiden den Kontakt zum Menschen. Verwilderte Hauskatzen sind Großteils sehr scheu, lassen sich nicht anfassen, flüchten oder verstecken sich, wenn man sich ihnen nähert.
Häufig sind sie mager und/oder weisen einen schlechten gesundheitlichen Allgemeinzustand auf, was sich oft an einem schmutzigen, struppigen Fell zeigt. Auch Augenleiden oder schlecht verheilte Verletzungen sind des Öfteren zu beobachten.
Allen Hauskatzen ist gemein, dass sie sich sehr schnell vermehren können und deshalb, unter dem Aspekt des Tierschutzes, kastriert werden sollten und müssen.
Genau diese Katzen brauchen unsere Hilfe!
Vielfach hält sich leider noch immer die Ansicht, die kommen draußen schon zu Recht, sollen sich halt Mäuse fangen etc. Ja leider ist diese Ansicht zwar sicherlich vor einigen Jahrzehnten okay gewesen aber seitdem hat sich vieles massiv verändert, teilweise auch zum Nachteil für die ganzen verwilderten Katzen.
Nicht nur auf dem Land, sondern auch in der Stadt leben mittlerweile unzählige herrenlose Katzen. Zum Teil Katzen, zahme Katzen die einmal ein sicherlich schönes Zuhause hatten mit einem kuscheligen Sofaplatz aber dann entlaufen oder ausgesetzt wurden.
Wenn sich niemand dieser Tiere annimmt „verwildern“ sie im Laufe der Zeit. Sehr schlecht wenn sie dann auch noch nicht kastriert waren, denn dann passiert das, was passieren muss. Diese verwilderten Hauskatzen bekommen Nachwuchs, der wild geboren ohne Kontakt zum Menschen eine angeborene Scheu und Angst vor uns großen Wesen hat.
Und es gibt in manchen Großstädten tausende davon!
Verwilderte Katzen in der Stadt
Kaum einer nimmt sie wahr und sehr gerne werden sie auch übersehen. Die verwilderten Katzen in der Großstadt. Was so unglaublich klingt ist leider traurige Realität. Aber ich muss zur Verteidigung der meisten Menschen hier anmerken – man sieht sie auch kaum.
Aufgrund ihrer Scheu und Angst vor dem Menschen halten sie sich tagsüber meist versteckt, erst wenn es ruhiger wird, in der Dämmerungszeit, werden sie aktiv. Sie huschen über Häuserdächer oder verlassen die Sträucher unter denen sie tagsüber gedöst haben um in den naheliegenden Mülleimern nach Nahrung zu suchen.
Sie schleichen nachts im Schutz der Dunkelheit über Friedhöfe, durch Schrebergärten aber auch Lagerhallen in Industriegebieten oder Einkaufsmärkte zählen zu ihrem „Jagdrevier“ immer in der Hoffnung Nahrung zu finden.
Diese Tiere haben meist keinen dauerhaften Unterschlupf, in Industriegebieten werden sie teilweise geduldet aber meist ignoriert oder verjagt ebenso bei Einkaufsmärkten. Sie sind immer auf der Flucht, immer unter Anspannung und jeden Tag Wind und Wetter ausgesetzt.
Nur wenige Menschen sehen nicht weg und nehmen sich diesen Tieren an, denn diese Tiere brauchen unsere Hilfe!
Die ehemaligen Ressourcen sind erschöpft
Die Zeiten in denen sich die Katzen ganz locker von Mäusen etc. ernähren konnten Die Zeiten, wo eine Katze sich von Mäusen ernähren konnte, sind lange vorbei.
Es gibt keine Kornspeicher mehr wie Anfang letzten Jahrhunderts und auch die Pestizide haben leider teilweise ganze Arbeit geleistet. Die dadurch eingedämmte Mäusepopulation ist einfach keine ausreichende Nahrungsquelle mehr für die aktuelle Überpopulation verwilderter Katzen.
Lebensmittelreste werden meist unzugänglich verpackt und entsorgt und wenn nicht, haben sie vielerorts noch mit anderen Tieren zu kämpfen, die ebenfalls wie sie auf der Suche nach Nahrung sind – Waschbären. Diese putzigen Gesellen haben mittlerweile sehr viele deutsche Städte erobert und machen den Katzen in Bezug auf Nahrung massive Konkurrenz.
Selbst hier bei uns auf dem Land hatten wir schon entsprechende Sichtung.
Während Waschbären im wahrsten Sinne des Wortes Allesfresser sind können Katzen als obligate Karnivoren auf Fleisch nicht verzichten, es ist für sie essentiell.
Bei ihrer Nahrungssuche sind sie aber auch einer enormen Verletzungsgefahr ausgesetzt durch scharfkantige Dosen, zerbrochene Gläser, Kunstdärme und vielen mehr.
Der harte Überlebenskampf der Streuner
Diverse Verletzung bei der Nahrungsbeschaffung aber auch erbitterte Revierkämpfe oder Kämpfe mit einheimischen Raubtieren wie Dachs, Marder oder auch Füchse werden medizinisch unversorgt zu einem massiven Problem. Infektionen der offenen Wunden sowie diverse Krankheiten kommen meist einem Todesurteil gleich.
Aber auch Geburten sind nicht immer harmlos und so kann es schon mal passieren, dass es hier zu tödlichen Zwischenfällen kommt. Sowohl für das ausgewachsene Tier als auch für das noch ungeborene Kitten.
Und der frischgeborene Nachwuchs wird schon durch die Muttermilch mit Krankheiten und Würmer infiziert so das bereits diese Kätzchen unermessliches Leid in ihren frühesten Lebenstagen erleiden müssen. Chronisch unter- und mangelernährt, keine ausreichenden Abwehrkräfte sorgen dafür das Bakterien und Viren nicht bekämpft werden können und im Grunde harmlose Erkrankungen aufgrund dessen nicht besiegt werden können, enden mitunter tödlich.
Nur Kastration verhindert weiteres Katzenelend
Aber trotz Schwächung und Krankheit sind die Tiere noch immer zeugungsfähig und vermehren nicht nur sich selbst, sondern damit auch ihre Schwäche und ihre Krankheiten/Infektionen. Und somit steigt in jedem Frühjahr die Zahl der Wildlinge weiter sprunghaft an.
Trotz aller Aufklärung ist noch immer eine Großzahl der Katzen in privater Haltung unkastriert (aus den unterschiedlichsten Gründen). Der ungewollte Nachwuchs wird auf die ein oder andere Weise entsorgt. In jedem Frühjahr und Herbst werden überall ganze Würfe ausgesetzt und verwildern, sofern sie überhaupt durchkommen.
Und ebenso viele unkastrierte Hauskatzen entlaufen auf der Suche nach einem Geschlechtspartner und verwildern ebenfalls. Beide Gruppen tragen dann ihrerseits zur Vermehrungsstatistik bei.
Die Jungtiere werden bereits mit 4 – 6 Monaten geschlechtsreif (können also mit einem halben Jahr bereits ihren ersten eigenen Wurf haben), und so entstehen in rasanter Geschwindigkeit weitere Generationen wildlebender Katzen.
Weitere Krankheit und Elend sind vorprogrammiert
Die Not der verwilderten Hauskatzen ist groß, sehr groß und mit voranschreitender Überpopulation werden die Ressourcen natürlich immer knapper und somit haben wir eine Spirale des Elends, die sich immer weiter und schneller dreht, zum Leid für die unzähligen verwilderten Katzen.
Die damit verbundene Schwächung durch Nahrungsmangel, fehlende medizinische Versorgung sorgen dafür, dass Infektionskrankheiten wie Katzenseuche, Katzenaids oder die infektiöse Katzen-Leukämie massiv um sich greifen.
Der vor allem für Jungtiere meist tödlich verlaufende Katzenschnupfen nicht zu vergessen. Und die Tiere, die das „Glück“ haben zu überleben verlieren teilweise ihr Augenlicht oder müssen ihr kurzes Leben mit Schädigung des Atemtraktes verbringen. Vor allem für Jungtiere der meist tödlich verlaufende Katzenschnupfen.
Nein, das freie Leben ist für die verwilderten Katzen definitiv kein Vergnügen und die sozialromantischen Vorstellungen einiger wenigen Menschen, die meinen es wäre so toll frei und unabhängig zu leben, sollte man eindeutig zu den Akten legen unter der Rubrik „war einmal und ist nicht mehr“.
Wie kann man nun helfen?
Nicht wegsehen ist schon der erste Schritt zur Hilfe!
Füttern der Katzen alleine genügt nicht auch wenn es total gut und lieb gemeint ist. Wichtig ist herauszufinden. Sind es tatsächlich verwilderte Katzen oder handelt es sich hier um normale Freigänger.
Hier wäre in Absprache mit dem örtlichen Tierschutz der erste Schritt eine kontrollierte Futterstelle einzurichten. Kontrolliert würde bedeuten hier immer zur gleichen Zeit Futter zu verteilen und zu prüfen welche Katzen kommen und wie viele.
Weisen die Tiere Auffälligkeiten auf wie Krankheiten, Verletzungen, Markierungen (Ohrspitze fehlt z.B. oder aber es ist ein Tattoo sichtbar). Hier hilft es auch ungemein ein Notizbuch zu führen und penibel zu dokumentieren wie viele Tiere und was für welche (Beschreibung, Geschlecht sofern erkennbar usw.)
Sobald die Tiere an die Futterstelle gewöhnt sind kann man daran gehen gemeinsam mit dem Tierschutz die Katzen mittels Lebendfallen einzufangen.
Dann kann man kontrollieren ob das Tier vielleicht gechipt oder tätowiert ist und irgendwo vermisst wird. Falls keine Kennzeichnung vorhanden ist sollte das Tier, um das Elend einzudämmen und den Teufelskreis zu durchbrechen, umgehend kastrieren.
Sind die Katzen zahm und ist die Chance gegeben, dass man sie entsprechend unterbringen kann, können diese vermittelt werden.
Sind sie allerdings so scheu und teilweise auch aggressiv, durch Angst etc. bedingt sollte man sie wieder im angestammten Revier aussetzen oder man hat Bauern oder ähnliches in der Gegend, die sich diesen Wildlingen annehmen.
Je jünger die Katzen sind umso größer ist ihre Chance das sie noch nicht verwildert sind und entsprechend in liebevolle Hände auf tolle Plätze vermittelt werden können.
Den verwilderten Katzen, die man im Revier wieder auswildert weiterhin die Futterstelle und einen winterfesten Platz anbieten, so kann man den Bestand sehr gut kontrollieren, erkennt rasch wenn ein neues Tier dazukommt und kann notfalls handeln falls ein Tier verletzt ist.
Wichtig ist auf jeden Fall, bitte macht keine eigenmächtigen Aktionen auch wenn euer Wunsch dem Tier zu helfen riesengroß ist.
Kann ich absolut nachvollziehen, aber vielleicht läuft gerade eine Anfütterungsaktion durch eine Organisation und wenn ihr nun auch füttert könnte dies den Erfolg einer eventuellen Fangaktion beeinträchtigen.
Kontrollierte Futterstellen
Leider lassen sich viele der scheuen, ängstlichen Tiere nicht mehr an den Menschen gewöhnen. Sie haben in ihrem Leben teilweise ausgesprochen schlechte Erfahrungen gemacht und wer kann es ihnen da verdenken.
Viele Tierschutzvereine haben kontrollierte Futterstellen. Diese geben die Möglichkeit den Bestand in dem Umkreis zu kontrollieren und notfalls einzugreifen. Vielleicht gibt es auch bei euch solche Futterstellen. Fragt doch einmal nach oder vielleicht könnt ihr sogar eine betreuen?
Hilfe ist hier leider immer vonnöten.
Noch ein paar Worte zur Kastration
Die Gemeinden in Deutschland sind dazu verpflichtet, sich um freilebende Katzen zu kümmern, wenn diese eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellen.
Dies gilt nicht nur, wenn ein verunglücktes Tier aufgefunden wird, dessen Besitzer unbekannt ist, sondern auch dann, wenn herrenlose Tiere an Infektionskrankheiten leiden oder wenn sie die Bevölkerung belästigen.
Aber dies ist in der Praxis oft sehr schwer da entsprechende Hilfestellung zu bekommen zumal rechtlich gesehen derjenige, der die Behandlung eines Tieres veranlasst, auch die Tierarztkosten übernehmen muss.
Und viele Gemeinden scheuen sich auch vor den Kosten, die so ein „verwildertes Tier“ mit sich bringen kann, vom Verwaltungsaufwand ganz zu schweigen.
Aus diesem Grunde wendet euch bitte, wenn ihr verwilderte Katzen entdeckt habt bitte an den örtlichen Tierschutzverein. Diese haben ganz andere Möglichkeiten als Privatpersonen.
Einige der Bilder wurden mir liebenswerterweise von Denise Skreba zur Verfügung gestellt, die sich ehrenamtlich für den Tierschutz Gladbeck einsetzt und aktuell gerade eine Katze mit ihren Nachwuchs in ihrer Obhut hat.
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Vielen Dank für den sehr wichtigen und hoffentlich ebenso hilfreichen Rat! Im Sinne der Katzen. Sie haben unsere Hilfe wirklich sehr, sehr nötig. Danke an alle die sich daran halten und somit absolut helfen können.
Liebe Grüße an Euch alle
Im Jan. habe ich vom Tierheim einen „verwilderten“Kater übernommen, d.h.,er wurde an einem Futterplatz eingefangen, geb. ca. 2016 und ist kastriert. Er schnuppert zwar an der Hand, läßt sich aber nicht anfassen. Im Haus fühlt er sich sauwohl, was auch seine Körpersprache zeigt. Da er aber ein Freigänger war, würde ich ihn gerne in den großen Garten lassen, traue mich aber noch nicht so recht.
Hat vielleicht jemand einen Rat für mich oder Erfahrung mit diesem Problem?
Egal ob es früher ein Freigänger war oder nicht, im ungesicherten Freigang hast du immer die Gefahr das die Katze nicht mehr heimkommt aus verschiedensten Gründen. Sei es weil sie wo anders angefüttert wurde, der Straßenverkehr ihr zum Verhängnis wurde oder ähnliches.
Du kannst nur deinen Garten entsprechend „ausbruchssicher“ oder einfach darauf vertrauen dass er immer wieder wohlbehalten heimkommt. Wenn er aber nicht die Anstalten macht und Freigang einfordert würde ich persönlich davon absehen. Wir haben unser Brummhummelchen ja auch mehr oder weniger von der Straße geholt – sie hat einen gesicherten Balkon, unendlich viele Kletter- und Kratzmöglichkeiten im Haus und es zieht sie absolut nicht raus. Ja den Balkon fordert sie ein aber dabei belässt sie es auch.