Lauf, lauf so weit wie du kannst – Rennsteiglauf
Am vergangenen Wochenende waren wir im tiefsten Thüringen. Genauer gesagt in Eisenach, da mein Mann beim 47. Gutsmuth-Supermarathon starten wollte. Während es beim normalen Marathon eine Distanz von 42,195 Kilometer zurückzulegen gilt sind es beim Supermarathon am Rennsteig 73,9 Kilometer.
73,9 Kilometer, das muss man sich erst einmal verinnerlichen.
Lauf, wenn der Rest zu viel chillt
Lauf, wenn dich jemand festhalten will
(Lauf – Rapkreation)
Ich gebe es zu, für mich wäre dies absolut nichts.
Hätte man gewollt, dass ich solange Strecken laufe wäre ich eine Antilope geworden. So habe ich ein Auto ;-)
Der Tag vor dem großen Lauf
Mein Mann hatte sich die Wochen davor schon vorbereitet auf diesen Lauf und doch war er etwas nervös angesichts der für ihn unbekannten Strecke und auch in Bezug auf die Wetterprognose.
Wird die Sonne runterknallen oder wird es eher kühl sein? Alles Faktoren, die für so einen Lauf enorm ausschlaggebend sind.
Die Anfahrt nach Eisenach verlief äußerst unproblematisch, auch der Bezug des Hotelzimmers und alles was damit verbunden war – perfekt. Noch perfekter wurde es als wir feststellten, dass das Lokal was mir uns im Vorfeld ausgesucht hatte nur 2 Gehminuten entfernt war.
Rasch noch die Startunterlagen abgeholt, einen Kaffee vergönnt und dann noch mal durchschnaufen um sich mental für den nächsten Tag vorzubereiten und früh schlafen zu gehen.
Der Lauftag
Tagwache – 4 Uhr! Wer zum Geier steht freiwillig an einem Samstag um 4 Uhr früh auf? Genau, nur wahnsinnige Läufer mit treusorgenden Ehefrauen. Alle anderen kommen entweder erst von einer megageilen Party nach Hause oder liegen generell noch bis 9 Uhr im kuscheligen Bett.
Aber genug gejammert und im Selbstmitleid gesuhlt – schnell einen Kaffee getrunken, den besten Ehemann der Welt beim hochmotivierten Müslimampfen beobachtet und dann ging es schon los zum Startbereich.
Dort haben sich schon unzählige Läufer versammelt gehabt um pünktlich um 6 Uhr zum 47. Gutsmuths Rennsteiglauf zu starten.
Ich bin dann noch rasch danach gemütlich frühstücken gewesen um mich dann mit zwei Kameras bewaffnet auf den Weg zum ersten „Fototreffpunkt“ zu machen.
Überraschend gut kam ich an den ersten vereinbarten Treffpunkt an und konnte dort noch die wundervolle Aussicht und das atemberaubend schöne Wetter genießen – über den Zustand der Straßen, der unheimlich engen Serpentinen, der Ampel mitten in der Steigung und die Fahrbahnverengung weil dort „Blätter“ lagen. Wer erinnert sich noch nächstes Jahr daran? Keiner, man hat nur die schönen Bilder im Kopf.
Aber der erste Fototreffpunkt war echt sehr gut gewählt und so konnte ich dort nicht nur die großartige Stimmung genießen, sondern auch noch tolle Fotos machen.
Durch Buchen, Fichten, Tannen so schreit ich in den Tag,
begegne vielen Freunden, sie sind von meinem Schlag.
(Auszug aus dem Rennsteiglied)
Auf, auf es geht weiter – mein nächster Fototreffpunkt wäre eigentlich der Grenzadler gewesen. Aber naja Ortsfremd, 100 Umleitungen wo man nicht wusste waren die nun wegen dem Rennsteiglauf oder weil man wieder hochmotiviert eine komplette Straße aufgerissen hatte….. ihr merkt schon, ich bin dort einige Male mit der „Kirche ums Kreuz“ gefahren wie man so schön sagt.
Mehr als die Hälfte ist bereits geschafft!
Nun ja, den Grenzadler habe ich nicht geschafft, dafür war ich dann auf einmal auf der Sommerwiese.
Auch gut, dort hatte ich wenigstens super Gesellschaft in Form von wahnsinnig lieben Männern und Frauen vom SC „Motor“ Zella-Mehlis.(Link http://www.sc-motor-zm.de/) Okay ich musste gut drei Stunden ausharren aber die waren dank der guten Gesellschaft äußerst kurzweilig 😊
Was freute ich mich als ich endlich meinen Mann sah – schnell ein Küsschen für meinen Läufer, etwas zur Stärkung für ihn und schon ging es weiter für ihn. Die restlichen knappen 15 Kilometer lagen vor ihm.
Lauf wenn der Job dich stresst
Lauf, lauf bis ans Ende der Welt
(Lauf – Rapkreation)
Von Sommerwiese versuchte ich dann nach Schmiedefeld zum Ziel zu kommen um dort meinen strahlenden Helden/Läufer/Traummann entgegenzufiebern. Nun ja, die Betonung liegt eindeutig auf versuchte. Denn ich schaffte es nicht nach Schmiedefeld reinzukommen. Es schien als wäre die ganze Stadt hermetisch abgeriegelt. Man hat mich dreimal einen Berg hochgeschickt, um dann oben wieder umdrehen zu müssen.
Irgendwann befand ich mich auf einmal auf der Autobahn wieder und das Navi war mir dank der 100 Umleitungen auch keine wirkliche Hilfe.
Als dann der komische Typ bei der Absperrung dann noch 5 Euro von mir wollte, damit ich dort runterfahren konnte, um in einen Shuttelbus zu steigen war ich kurz vor der Eskalation.
Wäre an der zweiten Sperrung keine Polizei gestanden, ich kann nicht garantieren, dass ich nicht einfach bei dieser durchgefahren wäre.
Ich wusste ja schon, dass mittlerweile mein Mann schon im Ziel war und ich noch immer im Thüringer Wald umherirrte ….. ich war kurz vorm absoluten Kollaps …. Mein Mann so nahe und doch so fern – dramatischer geht’s nicht.
Aber Ende gut alles gut, der nette Polizist an der zweiten Sperre erzählte meinen Mann bzw. dem Taxifahrer wo er hinmuss, damit ich ihn wieder in Empfang nehmen konnte 😊
The Day after …..
Überraschenderweise ging es meinen Mann echt gut danach. Die einzige Herausforderung war für ihn das Treppensteigen aber gut, das Hotel verfügte über einen Lift, somit war dies auch nicht so wirklich erwähnenswert.
Apropos Hotel – wir hatten ein Hotel super zentral gebucht gehabt, 200 Meter bis zur Startlinie, 300 Meter bis zur Startunterlagenausgabe.
Die Zimmer im Göbels Hotel Eisenach hatten eindeutig schon bessere Tage gesehen gehabt. Allerdings waren sie zweckmäßig und sauber. Mein Mann und ich sind hier nur extrem verwöhnt von diversen Hotels in China, deren Zimmergröße ungefähr der dreifachen Größe entsprach als normale Standard-Zimmer in Deutschland. Vom Badezimmer wollen wir erst gar nicht reden …
Aber wie schon geschrieben sie waren zweckmäßig und die Betten ausgesprochen gut und wir konnten hier sehr gut schlafen.
Aber etwas besonders erwähnen muss ist die Gastfreundlichkeit dieses Hotels und das Frühstücksbuffet, welches wir am Sonntag dann gemeinsam ausgiebig genießen konnten.
Mein lieber Herr Gesangsverein, da gab es wirklich für einen jeden Geschmack etwas und extra für die Läufer gab es samstags schon ab 4.30 Uhr Frühstück. Ganz, ganz toller Service.
Aber das Hotel hatte auch noch andere Vorteile, die unmittelbare Nähe zum Startbereich war der eine, sehr gewaltige Vorteil.
Wenn der Hunger sich bemerkbar macht …
Ein weiterer – in unmittelbarer Nähe von unserem Hotel gab es so viele Speiselokale, dass einem hier wirklich die Wahl äußerst schwer fiel. Allerdings stand mir der Sinn nach einer Original Thüringer Rostbratwurst und so verschlug es uns in das Kartoffelhaus.
Ein uriges, ein wenig abenteuerlich anmutendes Lokal mit aber durchaus freundlichen und aufmerksamen Damen die uns bedienten.
Mein Essen war „saulecker“ und auch mein Mann war zufrieden, so dass wir uns auf keine Experimente einließen und am nächsten Tag wieder herkamen.
Das einzige was ich aber echt nicht mehr brauche war die Faßbrause und das Osta-Cola, beides nicht so ganz mein Geschmack, dafür waren die Kartoffeln bei der Karre Mist bombastisch lecker.
Aber wir hätten, wenn uns der Sinn danach gestanden hätte auch griechisch, italienisch oder chinesisch Essen gehen können. Alles keine 2 Minuten Fußweg von uns entfernt.
Ausflugstipps in Eisenach und Umgebung
Eisenach ist – ich war äußerst überrascht – eine äußerst attraktive, schöne, saubere Stadt. Die Architektur ist dort wirklich außergewöhnlich und es gibt dort neben den schönen alten Häusern auch einige Parks und Denkmäler zu bestaunen.
Aber die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit von Eisenach ist die weithin sichtbare Wartburg.
Aber ich bin Katzenliebhaberin. Ich bin Katzenhalterin und hey, was liegt also näher als in den Nationalpark Hainich zu fahren, um sich dort auf die Spuren der Wildkatzen zu begeben?
Der Nationalpark Hainich ist mit der Auszeichnung „Weltkulturerbe“ geadelt worden und dort grenzt auch der kleine verschlafene Ort Hütscheroda an. Verschlafen bitte im positiven Sinne verstehen – alte Häuser, wundervoller alter Baumbestand – an allen Ecken zwitschert, tirilliert es …. einfach nur traumhaft schön und dort, genau dort befindet sich die Wildkatzenscheune mit einer Ausstellung über das Leben der Wildkatze und deren Geschichte.
Immer den Pfotenabdrücken entlang gelangt man dann zu den Gehegen der Wildkatzen, die alle äußerst attraktiv gestaltet sind und der Tierpfleger steht einen gerne bereit für Fragen und Antworten. Auch hat man hier die Gelegenheit Wildkatzen bei der Fütterung zu beobachten.
Anschließend bietet es sich an den Rundweg abzugehen, aber dafür sollte man schon festeres Schuhwerk anhaben und auf jeden Fall etwas zum trinken mithaben, denn die Sonne kann man schon unterschätzen auf der Strecke.
Aber man hat dort bei schönem Wetter eine traumhaft schöne Aussicht.
Fazit: Wir hatten ein äußerst anstrengendes, aber sehr schönes Wochenende bei äußerst gastfreundlichen Thüringer. Ich bin überzeugt, wir kommen wieder – vielleicht nicht zum Rennsteig-Lauf aber zum wandern ist diese Region einfach auch wunderschön.